Wenn an meiner statt
an meinem Grabe ein anderer stünde
und um mich weinte,
bliebe mein Leben ein Versagen.
2023/02/11
Wenn an meiner statt
an meinem Grabe ein anderer stünde
und um mich weinte,
bliebe mein Leben ein Versagen.
2023/02/11
Des Träumers Herzen ruht nicht nachts,
schläft nicht, verstummt nicht,
schlägt stattdessen schneller und schneller
fern jeder Vernunft aller Kraft und Tage verschwendend
bleibt doch zum Träumen Zeit nie genug.
2023/02/08
Mehr als Dreck bin ich doch nie gewesen.
2023/01/31
Schon seit Tagen ist es grau, der Schnee schmilzt, die Wolken hängen so tief, dass ich manchmal schon glaube in sie hineingreifen zu können, wenn ich mich nur ein wenig strecken würde. Doch stört mich all das nicht, bin ich doch längst dazu übergegangen, diese Zeit meines Lebens zu vergessen versuchen. Ich tue dies, sorgsam und unbeirrt, mit jedem Tag, an dem ich einsam gewesen bin, bis ich sie allesamt ungeschehen werden ließ, selbst wenn das bedeuten sollte, dass ich schließlich ganz ohne Vergangenheit sterben werde. Ich ziehe der Erinnerung an Einsamkeit vor, keine Erinnerung zu haben, hatte ich doch ebenso wenig ein Leben.
2023/01/26
Die ersten Schritte im frisch gefallenen Schnee enttäuschen nicht, haben auch mit der Zeit nichts ihres ursprünglichen Zaubers eingebüßt, vielleicht sogar von Jahr zu Jahr, mit jeder Einsamkeit, ein wenig dazugewonnen, während außen herum nahezu alles andere an Glanz verlor. Und auch wenn ich mir geschworen hatte, keine Spuren zu hinterlassen, die ein anderer sehen könnte, sind meine Schritte im Schnee vielleicht die einzige Ausnahme, die ich mir zugestehe, werden sie kaum lange genug bestehen bleiben, um entdeckt zu werden, sind sie doch ebenso vergänglich und anonym wie schon mein ganzes Dasein.
Ich grüble manchmal, wem ich schreiben könnte, gerade an einem verschneiten Wintermorgen wie dem heutigen, doch will mir niemand einfallen, gleich wie viele Jahre meiner Vergangenheit ich durchforste. Vielleicht ist es ein Segen, dass wir uns nicht länger begegnen, würde ich mich doch andernfalls an meine Verfehlungen erinnert …
Auch wenn wir wissen, dass das ganze Leben einsam ist, sind wir doch verwundert, wenn es dann tatsächlich so geschieht. Vielleicht ist Einsamkeit das Unvermögen das Unbekannte zum Ausdruck zu bringen.
2022/01/07
„Ich weiß jetzt, was kein Engel weiß.“
[Der Himmel über Berlin, 1987]
Wie lange wird er wohl nun auf dieser Welt sein müssen, er, der hinabgestiegen und sich für das Leben entschieden hatte, um hier einsam zu sein, und sich zu wünschen, er wäre doch auf immer ferngeblieben, wenn doch leben nichts anderes bedeuten kann, als eben das: Einsam zu sein; und Sehnsucht zu verspüren nach dem, das unbekannt ist und unbekannt bleibt.
2023/01/04
Immer friert mir die Seele;
doch nur im Winter der Körper.
2022/11/24
Erst hatte ich aufgehört nach Sonnenauf- und Sonnenuntergang zu sehen, dann an sie zu glauben. Es ist dunkel, in der Nacht, und auch am Tag, doch eine Spur weniger. Es sind Nuancen, nichts, das wirklich trennen würde. Weder Tag und Nacht, noch mich und das Vergangene. Im Regen, der fällt, als sei er die Luft, die wir zu atmen hätten, hat sich alles, aber auch wirklich alles längst aufgelöst.
Es hatte geregnet, ohne Pause und Unterlass, so lange, bis sich alles endgültig darin aufzulösen schien, vielleicht sogar wir, die wir doch selbst kaum noch etwas anderes als Nuancen waren, so wie auch Tag und Nacht längst nur noch ein und dasselbe schienen. Allenfalls der Grad der Dunkelheit schwankte ein wenig, so wie das manchmal auch der Fall war, wenn sich eine verirrte Wolke, vielleicht in einem Anflug von Verwegenheit, für …
Tausende Kilometer habe ich zwischen Dich und mich gebracht, doch im Vergleich zur Distanz, die Du mit Worten in Sekunden geschaffen hast, sind sie unbedeutend. Distanz, größer als ein ganzes Leben. Und ich suche nach Worten, für diese Distanz, die ich verspüre, doch verkenne dabei, dass Worte selbst Distanz bedeuten. Sie sind nichts als Entfremdung, ein peinliches Stochern im dichten Nebel, der sich für niemanden lichten wird – weder mich, noch einen anderen. Und manchmal, wenn ich an uns beide denke, ist mir, als wäre ich zwar vom einen bis zum anderen Ende der Welt gegangen, doch in Wahrheit keinen einzigen Meter weit gekommen. Nur vor Dir, vor Dir schien sie sich zu verneigen, die Welt. Sie lag Dir still und ergeben zu Füßen, während Du einfach stehengeblieben bist, nichts von alldem gesehen hast und doch glücklicher warst, als ich …