Die Zeit, sie müsste rückwärts laufen, dann hätte alles wieder seine Ordnung.
Manchmal, wenn ich mich einsam fühle, frage ich mich, was jetzt anders sein soll, in und auf der Welt, wenn doch eigentlich alles gleichgeblieben ist, ich ebenso alleine bin, wie ich es immer schon gewesen war. Hier, weit oben im Norden aus dem Fenster sehend, Regen davor, der nun schon seit Stunden achtlos fällt, so als sei es eben das, was ein Regen für gewöhnlich tun würde. Möwen sehe ich, die schwarz, erst vor grauem Meer, dann vor grauem Himmel fliegen. Schwarz, nicht weiß, weiß nur die Schaumkronen der Wellen. Dann, von einem auf den anderen Moment, sind sie verschwunden. Vielleicht aus meinem Blick, oder aus der Welt. Meer und Himmel, beide nun so, als könne ich sie umdrehen. Sie spiegeln, ganz ohne, dass etwas anders werden würde. Dass es doch überhaupt mehr Sinn hätte, wenn das Meer auf den Himmel darunter, oder, meinetwegen, hinauf regnen würde, denke ich mir. So lange, bis tatsächlich eines, oder vielleicht sogar alles daraus geworden wäre. So lange, bis es nichts anderes mehr gäbe wie dieses Grau. Die Zeit, sie müsste rückwärts laufen, hätte doch dann alles wieder seine Ordnung. Aber ändern, ändern würde das auch nichts. Nichts in und auf der Welt, und noch weniger als nichts an der Einsamkeit. Einsamkeit, die ich, ich weiß nicht wieso, heute in meinem Inneren verspüre. Eines, das ich am liebsten ebenso drehen, und damit von innen nach außen kehren würde. Ausschütten würde ich es, hier an Ort und Stelle, damit der Regen fortspülen könnte, was von mir übriggeblieben wäre. Von mir, der ich mir wünschte, dass ich mich niemals kennengelernt hätte. Von mir, dessen Seele heute Sturm gegen mich läuft.
2022/10/06