Das Leben ist viel zu einsam, um unter Menschen zu sein.
2023/05/26
Das Leben ist viel zu einsam, um unter Menschen zu sein.
2023/05/26
Ich weiß nicht, wer ich war, als ich dort hineingegangen bin;
doch weiß ich wohl, dass ich als ein anderer wieder daraus hervorgegangen war.
Stunden habe ich, von Baum zu Baum wandelnd, in diesem Wald verbracht. Keinem gewöhnlichen Wald, nein, vielmehr einem Seelenwald. Dort, im dichten Nebel, begleitet von zahlreichen Regenschauern, fotografierte ich, bis meine Fingerkuppen schließlich ganz klamm waren, als wäre ich schwimmen gewesen. Es tropfte an mir herunter, nicht anders wie von den Bäumen, die sich mir gleich gegen Wind und Zeit stemmten – ich, für den Moment; sie, für die Ewigkeit. Ich stapfte dort umher, so lange, bis ich glaubte Stimmen zu hören; und doch niemanden sah. Diese Bäume, es waren die schönsten und zugleich unwirklichsten Geschöpfe, die ich je gesehen habe; aber auch war mir, als wären sie nicht von dieser Welt; oder ich nicht von …
Wirklich nahe bin ich ihm nicht gekommen, meinem Berg; doch an seinem Nachbarn stieg ich auf, damit wir uns fast schon auf Augenhöhe begegnen konnten. Sein Anblick, schneebedeckt und von Wolken umspielt, zog mich zu sehr in seinen Bann, als dass ich auf dem Boden hätte zurückbleiben können. Seine wahre Größe blieb, derart eingehüllt, ungewiss; doch überall, wo er sich zeigte, hätte ich staunend meinen können, er gehe dahinter höher und höher, vielleicht sogar ganz ohne ein Ende. Ich gelangte bis in die Wolken; und hätte doch bis in den Himmel hinaufmüssen. Einen Schritt vor den anderen hätte ich setzen müssen, vielleicht für immer.
Auf einem Berg bin ich gewesen, heute Nachmittag. Weil kein Weg war, machte ich es den Gämsen gleich, stieg unbeirrt Schritt für Schritt an seiner Flanke hinauf, als wären zu meinen Füßen Stufen. Und Gämsen sah …
Die meisten Menschen verstehen vom Leben nicht mehr, als dass es ihnen gelingt – ohne zu wissen wie, und wozu.
2023/05/07
Träume, im Schatten großer Berge, wachsen, ihrer angespornt, über sie hinaus, immer weiter, bis auch der Himmel kein Hindernis mehr ist. Von Mondlicht und Verheißung getragen, wandern sie erst die Felsen hinauf, bis der Wind, der mal sanft, mal zornig über die Gipfel streicht, sich ihrer annimmt – und sie in die Ferne trägt. Vielleicht zu Dir, vielleicht zu niemand bestimmten. Und wenn, würdest Du es mir sagen? Du, von der ich nachts im Schatten großer Berge träumte? Nie, nie würdest Du.
Es ist das erste Mal, dass wir uns wieder erzählten. Wir, am Fuß der Berge. Doch, rasch wurde es heller; und wie das Mondlicht der Morgendämmerung wich, wachte ich alleine auf. Viel zu früh, um zu wissen, wie es weitergehen könnte. Viel zu früh, um Dich wieder gehen zu sehen.
2023/05/04
Vom Leben verstehe ich gerade genug, um zu atmen;
vielleicht aber nicht so viel, um es auch sein zu lassen.
2023/04/30
Hätte ich gewusst,
dass ein neues Leben hier beginnt,-
ich wäre wohl stehengeblieben
und hätte ein letztes Mal zurückgeblickt.
In wenigen Tagen wird eine der gelungensten Reisen, die ich in den letzten Jahren unternahm, zu Ende gehen. Etwas über einen Monat, tausende Kilometer, unzählige Orte und Gegenden. Ich weiß nicht genau weswegen, doch es war mir gelungen schneller als sonst in der Reise, und dem ausschließlichen Mit-mir-selbst-Sein anzukommen. Vielleicht, weil ich dort, wo ich war, so viel Freiraum fand. Vielleicht, weil das Wetter es zuließ, dass ich immer mal wieder fotografieren konnte. Vielleicht auch, weil die Berge bei meiner Anreise noch Schnee trugen; und es kaum einen schöneren Anblick gibt. Ich vermisste nichts und niemandem, verstand nur, dass es auch Zuhause, wenn der Frühling naht, manches geben wird, das ich gerne tun werde – nach einer Rückkehr aber wohl schnell …
Die Sehnsucht ist ein böses Tier; nicht anders behandle ich sie. Ich schlage sie wie einen räudigen Köter, bis sie sich nicht mehr rührt. Dann, wenn es still geworden ist, atme ich erleichtert auf; und merke augenblicklich, dass sie mir fehlt. Doch, es ist längst zu spät. Das Herz der Sehnsucht schlägt nur einmal, war es doch mein eigenes.
2023/03/25
Die treueste aller Seelen aber ist die Einsamkeit; und einen anderen Maßstab an eine Geliebte hätte ich nie gehabt.
2023/03/22
Die Müdigkeit ist die Umarmung der Einsamen; einzig die Geborgenheit der Nacht ist ihre Geliebte.
Wenn ich nachts durch Länder fahre, längst todmüde bin, doch noch von einem zum anderen kommen mag, mutet jeder Rastplatz, der da von Bäumen gesäumt still und verlassen neben der Straße ruht, an, als sei er mir das schönste Bett der Welt. Und er wäre, doch ist die Zeit noch nicht reif, dass ich, vom Tage und meiner Reise erschöpft, anhalten und im wohlig-warmen Schlafsack meinen Segen finden werde. Die Müdigkeit aber ist etwas Wunderschönes, bin ich doch dem Gefühl von Geborgenheit nie nähergekommen, als auf diese Weise. Es ist einzig die Nacht, die sich an mich schmiegt.
2023/03/20