Und am Ende denkst Du noch, die ganze Welt sei so. Und weißt Du was? Sie ist.
2023/07/11
Und am Ende denkst Du noch, die ganze Welt sei so. Und weißt Du was? Sie ist.
2023/07/11
Ein Winterspaziergang im frisch gefallenen Schnee, alleine natürlich, sicher, doch das war eigentlich nicht, was ich gemeint hatte. Also, und was nun?
2024/11/22
Mondlicht hinter dem kahlen, schwarzen Baumgerippe, der Bach gluckert laut, genau genommen sind es sogar zwei, einer linker, der andere rechter Hand, und auch Sterne sind endlich einmal zu sehen, wolkenlos wie es das erste Mal seit Tagen ist. Hier gehöre ich hin. Freudig summend bin ich angekommen! Wer mich kennt, weiß: der summt eigentlich nie. Heute aber schon, nur wieder keiner da, um Zeuge zu sein. Freilich stimmt: mit Marie war ich öfter so gewesen; doch auch sie ist nicht mehr hier (es sei denn die Erinnerung darf als Ort gelten, der zählt).
2024/11/11
Kürzlich, fast schon unter Menschen, zumindest kam ab und an jemand des Weges, während ich daneben für eine Weile saß und wartete, waren auch zwei Mädchen auf kleinen Pferdchen einschließlich einer älteren, kundigen Begleitung darunter. Eine der Kleinen erbat sich, über einen der hier liegenden Baumstämme springen zu dürfen. Zielstrebig, sicher, scheinbar über jeden Zweifel erhaben, ritt sie rasch aufs Feld hinaus, wendete dort gekonnt, fiel in Trab und sprang dann mühelos darüber hinweg. Nicht der Sprung beeindruckte mich, auch wenn er mich zweifelsohne lächeln ließ, doch ihre Zielsicherheit war es, die tiefen Eindruck auf mich machte. Ich saß dort, scheinbar als Erwachsener, und dachte doch: so sicher, wie dieses Mädchen, war ich mir mit dem Leben nie gewesen. Als Kind nicht, und heute schon gar nicht.
2024/11/11
Kennst Du das, wenn Du an einen Punkt Deines Lebens angelangst, an dem Du Dir wünschtest, es Dir früher schon genommen zu haben, um Heute nicht erleben zu müssen? Früher, wenn Du die Kraft dazu gehabt hättest, zumindest sagst und denkst Du Dir das heute. Doch sind wir ehrlich: Du hattest sie schon damals nicht, denn wenn, müsstest Du nun all das nicht über Dich ergehen lassen. Ich glaube, die einen scheitern an der Welt, die anderen an sich selbst.
Am Ende wurden sie vielleicht doch zu groß, die Widerstände, gegen die ich schon seit Beginn meiner Reise angerannt war. Ich bin gut in dem, was ich tue, wirklich, doch vielleicht gerade deshalb werde ich auch mit Hindernissen konfrontiert, die darauf ausgerichtet scheinen, mein Schaffen so vehement zu verhindern, dass mir manchmal ist, als erntete ich nur Hohn. Alles funktioniert, …
Ich glaube, es ist wichtig, dass auch ein einzelnes Bild aus einem Wald genug an Bild, und damit an Ergebnis sein darf; sticht in einem Wald zwischen all den Bäumen auch nur ein einziger hervor, auf dass ich einen Unterschied erkenne und diesen für ebenso bedeutsam wie sehenswert halte, ist mir dies Zeugnis meines geschulten Blickes – und damit Erfolg genug.
Wieder habe ich Stunden in einem Wald verbracht, bin erst im dichten Nebel, später dann einer flüchtigen Andeutung davon umhergewandelt. Durchaus auch mühsam ist das, die ständige Suche nach dem besonderen darin. Einige Bereiche kenne ich nun gut, doch es verbleiben freilich viele Lücken, die ich vielleicht in einem anderen Jahr einmal schließen werde. Betrachte ich nun meine Aufnahmen, könnte ich, gerade auch, weil ich so lange in diesem Wald verbracht hatte, meinen, dass nicht viel dabei herumgekommen sei, …
Melancholie, sie ist, was im Stillen vom Leben, und uns selbst übrigbleibt. Nicht selten, vielleicht gerade auch dann, wenn es nicht viel scheint, was da vor und von uns selbst bestehen bleibt, ist sie auch das widersprüchliche Empfinden, ein anderes als das eigene Leben zu verspüren, dessen Wesen und Herkunft ungewiss, gänzlich erdacht und erträumt sein könnte. Unsichtbare Spuren das alles, die hin und wieder hervortreten, nach Aufmerksamkeit verlangen und uns zuweilen gar zu sehr zu fesseln wissen. Doch würden wir ihnen folgen können, verliefen wir uns schon nach kurzer Zeit, würden im Kreis umherirren und doch nur wieder zu uns selbst gelangen. Sie, die scheinbar im Nirgendwo beginnen und enden, deren Anfang und Ende wir vielleicht ebenso sind, wie dass wir zu der Auffassung gelangen könnten, dass sie auch darüber hinausgingen, hinein in etwas, das wir unmöglich fassen können, …
In einem Buch des Schriftstellers John von Düffel, ‚Vom Wasser‘ der Titel, las ich kürzlich von der Krüppelfreiheit. Eine seltsame Art von Freiheit, die dem Protagonisten zugefallen war, war er doch, ob durch Unachtsamkeit verursacht oder kurzerhand die sich ihm bietende Chance ergreifend, gestürzt und konnte nun, seines auf Lebzeiten versehrten Beines wegen, nur noch mühselig und von einem deutlichen Humpeln begleitet von einem Ort zum anderen gelangen. Doch dieses Krüppelsein, die unbeschwerte Fortbewegung und Normalität auf immer eingebüßt, es war ihm nicht zwingend zum Nachteil, galt er jetzt bei den anderen, selbst der eigenen Familie, als entstellt, als einer, über den man besser tunlichst hinwegsehe, sein bloßes Vorhandensein in der Welt so gut wie nur irgendwie möglich ignoriere. Doch er, er schien eben gar nicht unglücklich darüber, denn er gewann damit seine eigene Form der Freiheit, konnte nun …
Der Blick hinter die Kulissen, hinein in das Wesentliche, ist immer irreversibel; die Veränderung ist und bleibt als Einsamkeit.
Heute früh geschah es, dass ich einmal in die Nähe eben jener geriet, von denen man meinen könnte, ich sei ihnen zugehörig – den Fotografen. Die flüsterleise Stille über dem nebelverhangenen See zerstörten sie in Windeseile, fielen ein mit weit gestreckten Armen und Beinen als sei all das hier ihres, als ureigenes Geburtsrecht an sie übergangen. Und ihr Gebell, es hallte hässlich über das Wasser, scheuchte sogar eine Schar Enten auf, die bis dahin friedlich im Wasser geruht hatte. Verachtung empfand ich, ohne jede Reue, denn sie hatten mir nicht nur Intimität und Stille schamlos gestohlen, sondern auch vor Augen geführt, dass ich besser daran getan hätte, fern zu bleiben. Den Sichelmond, erst in farblos schwarzer Nacht, später dann in der …
Gestern Nacht noch stürmte es lautstark, nun ist es leise. Leise genug, dass ich verwundert die Ohren spitze, mich fragend, wo das ewige Rauschen abgeblieben sein könnte. Auch der Regen prasselt nicht länger rege auf mein Zuhause ein, stattdessen tröpfelt es nur zaghaft von den Bäumen. Nicht etwa, weil es schließlich aufgehört hätte, das Stürmen dort oben an der Küste, sondern weil ich schlussendlich doch gegangen bin, mich an einen anderen Ort begeben habe, auch wenn es nicht ganz freiwillig war und als Ahnung eines Scheiterns in mir zurückbleibt. Der Sturm, er war nicht das Problem, gleich wie unaufhörlich er zu toben gedachte, doch den ewig grauen Himmel, der Himmel, der nicht länger einer sein wollte und Tag um Tag wie festgeklebt dort oben hing, den ertrug ich nicht mehr. So soll kein Himmel je sein, so grau und trist, …