Und am Ende denkst Du noch, die ganze Welt sei so. Und weißt Du was? Sie ist.
2023/07/11
Und am Ende denkst Du noch, die ganze Welt sei so. Und weißt Du was? Sie ist.
2023/07/11
Während der Morgendämmerung ereignet sich ein bestimmtes, allenfalls wenige Minuten andauerndes Zusammenspiel, bei dem es ist nicht länger zu dunkel, die Nacht alleine wäre nur schwarz und farblos, aber auch noch nicht zu hell ist. Die blaue Stunde gilt, erste Details in den Tiefen werden gleichermaßen erkennbar, wie dass das Licht der Leuchttürme noch einen Schein, etwa als Reflektion auf Wasser und Felsen, hinterlässt, bevor es das voranschreitende Taglicht überlagern wird. Es ist ein Dazwischen, eine Vereinigung aus beiden Welten; und damit Perfektion. Nur kurz dauert dieser von Sonne, Mond und Wolken bedingte Moment an; und ich versuche wieder und wieder ihn zu fotografieren, wenn ich am Meer und zwischen Leuchttürmen unterwegs bin. Es ist, wie ich finde, die „Sternstunde“ der Leuchttürme, denn nie leuchteten sie schöner als in diesem Zeitfenster.
Hell wandert das Licht durch die Nacht; und ich …
Noch gar nicht lange unterwegs war ich vorhin, kam gerade erst von Meer und blauer Stunde, doch sah ich unerwartet, in der schwarzen Nacht und Ferne, an einem der wohl bewaldeten Bergen ein Wildfeuer am Hang lodern. Dieser Schein, dort leuchtend in der Nacht und in seinen eigentümlichen Farben – einzigartig. Ich fuhr, staunte, und sah so oft ich konnte hinüber. Scheiße, ich wünschte sogar, Du hättest es sehen können. Acres, von Fourteen Nights At Sea, hörte ich dabei; und hätte keine bessere Wahl treffen können.
2025/03/20
Nicht einmal Wellen hat es mehr; der Wind weht zu heftig und nahezu unerträglich aus dem Landesinneren.
Ein Wind, der von solch niederträchtiger Natur ist, dass streng genommen jedwede Beschreibung vergebens ist; nur so viel sei gesagt: es ist nicht einmal nur dessen Stärke, auch wenn er durchaus stark ist, sondern dass er in jeder Sekunde die Intensität und Richtung ein dutzend, vielleicht auch hunderte Male zu ändern scheint. Das Ergebnis sind Vibrationen, die, gleich wie sehr ich versuche etwa hinter Felsen in Deckung zu gehen, praktisch jedes Fotografieren ad absurdum führen, mich, wieder einmal, vor Wut schreien lassen.
2025/03/18
Das Schöne an Leuchttürmen ist, dass ich noch keinen gesehen habe, der einem anderen geglichen hätte. Einer der hiesigen ist ringsherum von gehauenen Granitblöcken umgeben, keilförmig angeordnet wie dem Bug eines Schiffes nachempfunden, so als würde der Leuchtturm selbst in See stechen oder ihr zumindest trotzen wollen. Irgendwann, eines fernen Tages, an dem vielleicht nicht länger nur Wind und Meeresluft gegen ihn anlaufen, der Poller aus Klippen und Fels gar abgetragen oder die Wellen schlicht riesig geworden wären. Ich könnte wetten, er überstünde selbst die Sintflut. Ich weiß nicht, wessen Werk das war, doch es gefällt mir allemal; er ist und bleibt einer meiner Lieblingsleuchttürme.
2025/03/16
Die Zeiten, in denen wir uns vertraut über Musik, die uns jeweils bewegte und begleitete, austauschten, sind lange vorüber, oder? Ich fürchte, keine, die Du mir anzubieten wüsstest, wäre mir dunkel und arg genug. Die Musik, die uns verband, die Musik, die uns beide gleichermaßen berührte, existiert nicht länger, denn dahinter wartet kein Leben, keine gemeinsame Zeit mehr, von der wir es, gleich wie närrisch wir uns anstellten, behaupten könnten. Längst will ich nicht mehr mit Dir lachen, will nicht mehr mit geschlossenen Augen, Deinen Kopf auf meiner Brust spürend, von kommenden Tagen träumen, sondern schreien. SCHREIEN will ich, und die Musik aufdrehen, immer lauter und lauter, bis mir schließlich und endlich doch noch der Kopf platzt; oder es wenigstens die ganze verdammte Welt mit einem lauten Knall zerreißt. Denn beides, beides käme mir gelegen. Das. Das ist Musik für …
Als Kind habe ich manchmal davon geträumt, wie es wäre, gerade so schnell dahinzufliegen, dass Sonnenauf- oder Untergang ewig andauerten; und auch wenn ich heute noch immer nicht dort oben am Himmel fliege, kommt meine Art des Unterwegsseins diesem wohl am nächsten, bin ich doch immerzu unterwegs, am Tage und in der Nacht, und halte mit dem Dahinschreiten nur ein, um den ersehnten Himmelsfarben wenigstens für den Augenblick beizuwohnen. Die Sehnsucht ist vielleicht nicht nur, dass es schön ist, wenn das Glück mit mir ist und die Wolken lodernd erstrahlen, sondern auch, dieses Schauspiel alleine zu erleben. Ich fühle mich dann immer ein wenig zurückversetzt, wieder als ein Kind, das gerade Zeuge von etwas wurde, das zu Staunen wie einer Spur Unglauben rührt, das eben Gesehene vielleicht sogar nicht gänzlich einzuordnen vermag, nur ein stilles „das glaubt mir doch niemand“ …
Nacht
Und ich
Sind vertraut
In Einsamkeit
Unterwegs
Auf Straßen
Nur ein Reh
Springt hinüber
Und ist fort
Im Dunkeln
Wie wir
Später
Am Morgen.
Manchmal denke ich mir, dass Straßen nicht weniger von einem zum anderen Ort führten, als vom Tage in die Nacht; und schließlich, folgte man ihnen nur lange genug, auch wieder zurück, als scheinbar endlose Wiederholung, die sich dem Reisenden auftut. Fast so, als müsste er Sorge tragen, es bliebe für immer Tag oder Nacht, wenn er nur einmal stehenbliebe, den Blick von der Straße vor ihm abwende. Und auf die Frage, wie weit etwas gewesen sei, würde ich weder Zeit noch Entfernung nennen, sondern, ganz wie in früheren Jahrhunderten, die Abfolge und das Wesen der zurückliegenden erlebten Dämmerungen, der Sonnenauf- wie Sonnenuntergänge schildern. Und ich wundere mich dann, ob ich nicht häufiger in der Nacht …
Andere Menschen
erinnern mich
immerzu
an das,
was ich an mir selbst
nicht mag.
2025/03/12
Auch am Meer gibt es Tage, die von einem Wetter sind, das man bestenfalls noch als niederträchtig bezeichnen könnte; und auch das wäre wohlwollend formuliert. Wie eingeschlafen liegt es da, Atlantik hin oder her, und lässt schon seit Stunden jede Energie, jeden Elan vermissen; und ich nehme es persönlich, so als hätte mich einer auf das gröbste beleidigt, denn nichts könnte mich wütender machen als ein Meer, das heute scheinbar keines zu sein gedenkt. Die Luft steht still, der Himmel bleibt bedeckt, und es ist alles satt und unangenehm drückend. Nein, das ist kein Wetter für mich. Ich will die Wolkenstürme zurück, den Wind, die tosenden Wellen und weißen Schaumkronen vom Horizont bis hin in die Brandung zu meinen Füßen.
2025/03/11
… und ich zuckte, vielleicht eine Spur verletzt, mit den Schultern, sah lieber fort ins trübe Wasser statt zu ihr hin, fürchtete weniger ihren vielleicht allzu sehr nach Verständnis heischenden Blick als dass ich, sähe ich ihn tatsächlich, augenblicklich in mir verlöre, was mir solange schon die Kraft gegeben hatte, noch immer an jedem Morgen aufzustehen. Und dann schwieg auch sie, und schüttelte ratlos den Kopf.
Kennst Du das, wenn Du mit jemandem zusammen bist, doch eines Tages begreifst, dass das alles hier, das alles reicht ihm nicht? Es ist zu klein, zu still, zu einfach. Von allem zu wenig, von nichts genug, allenfalls dem Immergleichen. Lauter schrecklich banales, ebenso dem Alltag wie überhaupt dem Einfältigen geschuldet, das schon lange niemanden mehr von den Sitzen holt, der anderes, ja so viel Größeres gewöhnt war. Und Du, auch Du bist nicht …