Und am Ende denkst Du noch, die ganze Welt sei so. Und weißt Du was? Sie ist.
2023/07/11
Und am Ende denkst Du noch, die ganze Welt sei so. Und weißt Du was? Sie ist.
2023/07/11
Fünf Minuten länger und ich hätte Dir mein ganzes Leben erzählt; zehn Minuten länger und wir hätten uns niemals wiedergesehen.
Kennst Du das, wenn Du jemanden kennenlernst, Ihr einander aus Eurem Leben erzählt, sogar so etwas wie eine Verbindung zu haben scheint, doch dann auseinandergeht ohne dass Ihr Euch wiedersehen werdet? Und Du dann ganz genau weißt, dass nun wieder zahlreiche Monate vor Dir liegen werden, in denen Du genau so weiterleben wirst, wie zuvor – alleine? Du siehst sie vor Dir, diese Wochen und Monate. Und es wieder eine gefühlte Ewigkeit dauern wird, bis sich alles auf dieselbe Art und Weise erneut zuträgt? Einzig mit einem anderen Gesicht. Aber nicht nur Du wirst genau so weitermachen, wie zuvor – auch Dein Gegenüber. Der Unterschied scheint einzig darin zu bestehen, dass Du weiter alleine bist, sie aber zurück in ihre …
Aus der Welt bin ich vielleicht nicht; doch ist es genau das, was geschieht, lasse ich wieder einen Menschen zurück, den ich nur zu gerne wiedergesehen hätte. Vielleicht sogar an jedem Tag; auch wenn ich mir darunter nichts vorzustellen vermag.
Kennst Du das, wenn Du gerade noch an einem Ort bist, dieses Kapitel eigentlich noch gar nicht für Dich vorüber ist, doch Du längst spürst, dass es zu Ende gehen wird, Du mit Deinen Gedanken gar nicht mehr wirklich hier, sondern in dem, was kommen wird, bist? Selbst wenn ungewiss ist, was sein wird? Wahrscheinlich eine andere Einsamkeit; jene der Herbstreisen und Wintertage. Verloren scheinen mir mit einem Mal die Stunden und Tage, bin ich doch jetzt dazwischen; und damit nirgendwo wirklich. Vielleicht gilt es dann, fast als wäre es das einzige Geheimnis einer guten Einsamkeit, mich nicht dagegen zu …
Acht Jahre und einundzwanzig Tage hat es gedauert, dass ich heute einmal an einen landschaftlich schönen Ort zurückgekehrt bin, der doch nur wenige Kilometer entfernt von hier gelegen ist. Ein Fluss, benannt nach meinem Lieblingswetterereignis, schlängelt sich geruhsam zwischen bewaldeten Bergen entlang, gesäumt von Wiesen, hier und da einem Feld und vereinzelten Gehöften oder auch einmal einer Kirche, deren Dach nur knapp über die Bäume hinausragt. Unterwegs waren wir damals auf dem Wasser, an diesem Sommertag; ich dagegen nun mit dem Rad in den Wald und die Hügel hinein, immer höher, erst einmal bis zu einem Aussichtspunkt auf Felsen, der jede Anstrengung wert war. Einem Wanderer bin ich dort begegnet, der erfreut schien, hier jemanden anzutreffen, um sich ein wenig über die hier verborgenen Wege und Pfade auszutauschen. Überrascht war ich, dass ich, wie ich schließlich wieder am Flussufer unter …
Ich weiß gar nicht, wie ich gelebt hätte, wäre ich nicht unsichtbar gewesen.
2024/09/02
Ich habe nie verstanden,
wie das möglich ist,
jemanden zu sehen,
der anders scheint –
und doch nichts anders wird.
Glaubst Du, dass wir hin und wieder, scheinbar beiläufig und unbedacht, an anderen Leben vorübergehen, die wir ebenso gut hätten beginnen können, wäre nur irgendetwas, irgendetwas vermeintlich Klitzekleines in diesem Moment geschehen, das es doch vermocht hätte, uns von einem in das andere hinüberzutragen? Glaubst Du das? Weil, wäre es dann nicht vielleicht sogar möglich gewesen, nicht alleine geblieben zu sein? Und wenn, also wenn dem wirklich so wäre, wie nur könnten und sollten wir sie erkennen, diese Augenblicke, die zwischen einem gelebten und ungelebten Leben stehen und still darüber entscheiden? Sind nicht die einzigen Begegnungen, die zählen, genau jene, die mich grüben lassen, ob nicht auch alles hätte ganz anders verlaufen können, sind doch auch nur sie es, die …
Ich bin geflohen heute, geflohen vor Sehnsucht, war mir doch, als würde es mir sonst die Seele zerreißen, bliebe ich nur eine weitere Sekunde hier. Ebenso kopf- wie wortlos rannte ich davon, stieß nur eilig die Luft zwischen meinen Lippen hinaus, wie ich’s sonst schon manchmal tat, stand ich einsam im Sturm, irgendwo an einem Meer dieser Erde. Doch ein Meer war hier nicht, auch kein Sturm, nur ein Gesicht; und was könnte schwerer wiegen? Auch nach Stunden spürte ich noch immer dieses Gewicht, das es in mir hinterließ. Einzig bleibt, die Musik; doch diese dafür umso mehr. Bloemfontein mit ‚My Face Is A City‘, 2004.
2024/08/31
Stundenlang kann ich am Flussufer der Stadt sitzen; doch auch zwischen hunderten Gesichtern kein Bekanntes finden.
Es gibt Tage, da käme es mir gelegen, nicht aufgewacht zu sein; und mit dem Leben geht es mir manchmal nicht anders. Geträumt habe ich heute Morgen, kurz darauf hat es recht schön geregnet, doch dann wurde mir alles zu viel, ich mir vielleicht selbst noch eher zu nah, als all die Menschen bei ihren Samstagseinkäufen. Einzig ein kleines Mädchen ließ mich etwas lächeln. Die Mutter, sie an der Hand führend, fragte sie, ob wir denn glücklich wären. Ja, antwortete das Mädchen bestimmt und ohne zu zögern, sich rasch aufmerksam weiter jeder Parkbank, jeden Baumes neben des Weges widmend. Ja, das sind wir, sind wir doch Kind genug.
2024/08/17
Hast Du Dich einmal gefragt, wieso all das nie anders schien? Ich glaube, es gibt keinen bestimmten Grund; oder jeden der Welt. Es gibt sie für Dich; und es gibt sie für sie. Das ist alles.
Längst dunkel, beginnt das Wetterleuchten im Sekundentakt, der Wind nimmt rasch an Fahrt auf; dann prasselt auch schon der Sommerregen auf das noch unvollendete Dach vor meinen Fenstern. Und einsam ist es; ein wenig so, als hätte ich in den vergangenen Tagen vergessen wie das ist eigentlich ist, nicht nur alleine, sondern auch einsam zu sein. Ich will ihm beiwohnen, dem Sommersturm, und falle doch viel zu schnell in den Schlaf. Mit Regen geht mir das so; nicht anders, wenn ich Deinen leisen Atemzügen lauschte, Du längst in Deinen Träumen verschwunden warst und ich meinen bereits hier und jetzt gefunden hatte. Regen bist Du. …
Nun vergehen sie wie im Flug, die Tage und Nächte; vielleicht ist das immer so, wenn mir das Leben tatsächlich einmal lebenswert erscheint und es mich von einem Ort zum anderen trägt.
Ein wenig verwundert reagierte ein guter Freund, wie ich ihm erzählte, dass ich nun in die Stadt zöge. Ausgerechnet ich, dem doch dort meist alles zu viel ist. Gut kannte er mich, doch wohl nicht gut genug, um zu verstehen, dass sie für mich kaum aus den Menschen bestünde, ich sie aber um jene Zeiten liebe, in der sie wie ausgestorben vor mir liegt. Etwa dann, wenn all die anderen Bewohner noch tief und fest schlafen, frühmorgens also, und ein leichter, kühler Morgenwind durch ihre Straßen und Gassen zieht, mich auf meinen Streifzügen begleitet, bevor die Sommerhitze alsbald hereinbrechen – und die Menschen aus ihren Häusern herausströmen werden. …
Es gibt da jemanden, der mir gefällt. Verstanden habe ich das aber auch erst, wie ich sie heute wiedergesehen hatte. Der erste Mensch in dieser Stadt, den ich wiedersah, ich meine wirklich wiedersah, und ich es mir nicht nur einbildete. Sogar gegrüßt hatte sie mich, so als wären wir beide alte Bekannte und würden schon seit unbestimmten Ewigkeiten an jedem Sommerabend den Weg hierher finden. Und doch, ich verdränge all das, was ich vielleicht fühlen könnte, so gut es mir eben gelingen mag, ahne ich längst, dass es besser so sein wird. Manchmal aber würde selbst ich gerne Fehler machen.
2024/08/11