„Talent weiß, wann es aufhören muss.“
[Nothing Personal, 2009]
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„Talent weiß, wann es aufhören muss.“
[Nothing Personal, 2009]
Prolog
Ich weiß nicht, was sich von dem, das ich geschrieben habe, zugetragen oder nicht zugetragen hat. Weiß nicht, was ich davon tatsächlich erlebt, oder es mir nur erträumt und erdacht habe. Ich weiß es nicht, nicht etwa, weil ich es nicht wissen wollte, sondern weil sich alles gleich anfühlt; und das, was ich mit meinen Worten festgehalten habe, ohnehin längst zur Wirklichkeit wurde. So wirklich und nahe, dass mir manchmal, wenn ich schreibe, zumute ist, als wäre ich ganz wo anders, wüsste zwar nicht wo, aber dass ich irgendwann einmal wieder davon zurückkehren müsste. Nicht vom Unwirklichen ins Wirkliche, sondern nur von einer Sache zu einer anderen.
[2022/10/02, Vom Schreiben als wäre ich wo anders]
Kapitel I | Stimme der Vergangenheit
Ein lautes Klingeln schreckt mich auf, reißt mich abrupt aus meinen Gedanken. Seltsam, denke ich mir noch, dass …
Gemeinsam Sonnenuntergänge zu betrachten, macht noch lange kein Leben, nicht? Auch wenn ich selbst längst danach gelebt habe.
Kürzlich bin ich ins Gespräch mit einem älteren Herrn, einem Grundstücksbesitzer am Flussufer, gekommen. Er meinte Kinder würden hier am Rande seiner Wiese zuweilen Staudämme am Bach bauen, die für Überschwemmungen sorgen würden. Ich grinste, sagte zu ihm, dass ich das auch immer gerne getan hätte. Da gestand er lachend und zu meiner großen Überraschung, „Ha, ich ja auch, aber …“. Da war er mir augenblicklich sympathisch geworden. Weil: Staudämme haben wir sicher alle gerne einmal gebaut. Und das nicht und nie zu vergessen, scheint mir wichtig.
Mich selbst hatte das dann aber daran erinnert, dass ich vor etwa vier Jahren, als ich das letzte Mal mit meiner früheren Freundin und überhaupt so richtig mit jemandem zusammen gewesen war, an einem …
Ich las einmal, dass ein Staat nur aus dem Recht heraus entstehen könne; nicht aber das Recht aus dem Staat. Der Begriff „Rechtsstaat“ zeuge insofern von einem irrtümlichen Verständnis, müsste doch vielmehr das Staatsrecht gemeint sein. Mir hat der Gedanke gefallen, scheint es doch hierzulande, dass man alles aus dem Recht, das sich der Staat selbst gibt, ableite und nichts Verwerfliches daran finde. Weiter war es Pessoa, der einst schrieb, dass Begriffe wie „Bürgerpflicht“ oder „Solidarität“ ihn wie Müll anwidern würden, den man ihm aus Fenstern auf das Haupt kippe. Es kränke ihn, dass jemand auch nur annehmen könne, dass sie etwas mit ihm zu tun hätten und er ihnen einen Wert, oder gar einen Sinn beimessen könnte.
In einem Staat, in dem Abgeordnete der irrigen Annahme unterliegen, zu glauben, sie dürften das Recht auf körperliche Unversehrtheit auflösen oder auch …
Die Arme anderer sind mir so fremd, wie der Mond. Und der Mond; was weiß er schon von Einsamkeit.
2022/03/22
Ich hatte, habe Geburtstag heute. Nicht, dass das sonderlich wichtig wäre. Für mich selbst vielleicht noch am aller wenigsten. Aber, der Grund wieso ich das schreibe, ist eine späte Einsicht. Donnerstagabend bin ich schließlich aufgebrochen, in Richtung Heimat – ohne so wirklich eine, oder wenigstens ein Zuhause zu haben. Ich fuhr vom frühen Abend an bis tief in die Nacht hinein, schlief zwei Stunden, fotografierte in der Morgendämmerung und fuhr weiter. Ich verbrachte wenige Stunden an einem anderen Ort, bis ich erneut aufbrach. Abfahrt in der Abenddämmerung, Ankunft nach rund 19 Stunden Autofahrt schließlich am späten Mittag. Ich bin in die Nacht hineingefahren, den Morgen und den Mittag. Ganz alleine. Ehrlich gesagt, es war nicht einmal die längste Fahrt meines Lebens. Angehalten habe ich nur wenige Minuten zum Tanken. Als ich gegen vier Uhr irgendwo in der Einöde neben dem …
Die Distanz zu anderen bewahrt mich davor, mich für das, was ich (anderen gegenüber) bin und wäre, allzu sehr selbst zu verachten. Jemanden nahe zu sein, hieße auch, dass ich mich durch die Augen des anderen sehen und kennen müsste. Das aber kann und will ich niemandem zumuten; noch am wenigsten mir selbst.
2022/03/13
Je länger ich hier verweile, eine unbestimmte Zeit lebe, an frühen Morgen in der noch kühlen Luft umhergehe, am Tage lese und schreibe, wortlos Sonnenauf- wie Untergänge betrachte und in der Nacht schließlich alleine, nur vom Meeresrauschen und dem Lichtkegel eines fernen Leuchtturms begleitet, schlafe und träume, desto mehr verstehe ich, dass es nicht eine, sondern eigentlich zwei verschiedene Welten sind. Die, in der wir alleine sind; und die, in der wir von anderen umgeben ebenso alleine doch in unserem Alleine-sein gestört sind. Unmöglich ist es mir zu glauben, dass beides ein- und dieselbe Welt sein soll und ich weigere mich und werde mich weigern das, was ich sehe und verstehe, zu verleugnen. Vielmehr will ich nun von einer inneren, und äußeren Welt sprechen. Die innere, und das ist die, für und in der ich leben will, erkenne ich daran, …