Irgendwo, zwischen gestern und heute, muss das, was niemals sein wird, bedeutender geworden sein, als das, was mir tatsächlich einmal geschah. Ich fürchte, auch wenn Nie gemeinhin als ein viel zu großes Wort gelten mag, war es für mein Leben doch allemal groß genug, blieb doch so vieles, von dem ich träumte, unerreichbar. Und doch wollte und konnte ich es nicht sein lassen, das Träumen, schlug das Herz kaum einer Erinnerung wegen.
Lange schon habe ich niemanden mehr angesprochen, schien ich es doch nie für geboten erachtet zu haben. Bis heute. Es war nur, ich sah sie, dort unten alleine am Meer sitzend, und sie gefiel mir, erinnerte sie mich doch. Es mag seltsam klingen, doch war es wohl die Art und Weise, wie sie sich umsah, ihr Gesicht in dieser Szenerie. Tatsächlich stammten wir aus ähnlichen Gegenden; und wir unterhielten uns ein wenig, den Sonnenuntergang zu unserer Seite. Auseinandergegangen sind wir in der Abenddämmerung, ebenso schlicht und rasch, wie wir uns zuvor kennengelernt hatten. Einzig nach ihrem Vornamen fragte ich, sie längst wieder mit einigen Metern Distanz zu mir. Rebecca. Das ist, was war; und das ist, was bleibt. Eine Erinnerung, die für einen Moment zu etwas anderem – und dann nichts weiter wird.
Früh am nächsten Morgen, statt der untergehenden Sonne nun der Mond fast ebenso hell und nahezu an derselben Stelle über dem Meer, war all das Gestrige unwirklich, mir fern. So, als hätte ich gar nie in ein Gesicht geblickt, das mir etwas hätte sagen können, mag es zwar viele geben, doch solche, die haften bleiben, nicht. Und ich musste daran denken, dass Nie ein viel zu großes Wort sein mag, doch für ein einzelnes Leben ist es nicht selten groß genug, bleibt doch so vieles für immer unerreichbar.
2024/04/21