Hätte ich in Gesichter geblickt, wie ich in Bäume hineinsehe, sie sorgsam umrunde, mich ducke und strecke, den Abstand vergrößere nur um ihnen dann wieder so nahezukommen, wie ich einem anderen nahetreten will,- wäre es mir dann anders ergangen? Doch was, wenn ich es längst getan habe, mir nur nie gefiel, was ich sah, ich stattdessen noch nach jedem Augenblick viel lieber wieder zurückwollte, zurück zu denen, die zwar tausende Gesichter haben, doch keines davon ein falsches, noch dass es mich je hätte enttäuschen vermögen? War es nicht so, dass ich in Bäumen gesehen habe, was ich im Menschen nicht finden konnte?
Und wenn’s nun einfach immer so bliebe, der Winter gar nie mehr ginge? Lange war ich unterwegs darin, nahezu bis zur Erschöpfung sogar setzte ich einen Fuß vor den anderen. Nicht, dass es nicht zuvor schon kalt gewesen wäre, doch trug es nun einen endlosen Vorrat an Wolken aus der Ferne heran, auf die sogleich der Frost folgte. Weiter oben, auf Hügeln und Bergen, strich er darüber, ließ sich schließlich mehr und mehr nieder, wie einer der gekommen war, um auch zu bleiben. Jeder Strauch, jede Wiese, jeder Baum und Wald,- bedeckt von einem weißen Kleid. Wunderschön. Rasch von einem zum anderen Ort war ich gegangen; eben all jenen, für die ich mir genau diese Umstände schon seit Wochen, fast Monaten, gewünscht hatte. Vorgemerkt hatte ich mir diese Orte; und geduldig auf das nahezu Unmögliche gewartet. Wenn ich dann ankomme, versuche ich zu sehen und zu fotografieren als sei es das letzte und einzige Mal, dass ich die Gelegenheit dazu hätte. Ich gehe umher, umkreise, was ich umkreisen kann, steige auf und steige hinunter, was sich dazu anbietet, versuche jeden möglichen Blickwinkel zu erhaschen. Die, die nicht nur schön, sondern auch festzuhalten sind, sind es, bei denen ich tatsächlich den Auslöser drücke. Damit, endlich einhergehend, auch das Gefühl, voranzukommen, mit der Fotografie. An den neu geschaffenen Herausforderungen zu wachsen. Und weißt Du was? Ich glaube, ganz falsch liege ich mit meiner Vorgehensweise nicht. Selbst, wenn ich einmal wieder zurückkehren sollte,- der Ort wird anders sein, ich werde nicht mehr derselbe sein und vor allem werden die Umstände etwas ganz Neues sein.
2024/01/13