Manche Himmel leuchten heller als die Sonne.
2024/01/04
(Von einem bis zum anderen Ende (der Welt))
Manche Himmel leuchten heller als die Sonne.
2024/01/04
(Von einem bis zum anderen Ende (der Welt))
Manche Menschen wirst Du Dein ganzes Leben nicht mehr los; vielleicht gerade, weil Du nie wieder von ihnen hören wirst.
Nur meine Hand hätte ich nach Dir ausstrecken müssen, um zu sehen, wie fremd wir uns geworden waren. Doch ich tat es nicht. Vielleicht aus demselben Grund, wie ich weiß, einsam zu sein, wie Du wusstest, es nicht zu sein – als bloße Gewissheit. Und mir war, als würde jeder Tag, den wir atmen, die Distanz nur größer werden lassen, bis kein Leben mehr genügen würde, selbst wenn wir denn wüssten, wie wir es ungeschehen machen könnten. Selbst, wenn ich das Leben noch einmal rückwärts durchschreiten würde – und manchmal glaube ich, ich müsste – wäre ja doch nichts anders verlaufen, hätten wir uns wieder verloren, wie wir uns fanden – ohne jeden Grund.
2024/01/03
Tage, die so einsam sind, als hätte ich in wenigen Stunden ein Leben verlebt.
Draußen ist es scheußlich heute. Stürmisch, nicht kalt genug für einen anständigen Winter und noch dazu beständiger Nieselregel. Einer dieser Tage, an denen ich Listen beginne. Gute Listen über Reisen, die plane; und unangenehme Listen mit Dingen, die ich nicht erledigen müsste, sondern muss, doch die, selbst wenn es eigentlich nichts weiter wie vermeintliche Kleinigkeiten sind, wie Berge unbezwingbar vor mir aufragen. Tatsächlich ist es längst wahrscheinlicher, dass ich einen weiteren Berg besteigen werde als dass ich in absehbarer Zeit auch nur einer dieser alltäglichen Erledigungen gerecht werden würde. Wahrscheinlich ist das der Fluch, wenn man sich gerade so über Wasser hält und einem nichts eines gewöhnlichen Lebens so recht gelingen mag. Immerhin, das Gefühl von Ordnung besänftigt ein wenig.
2024/01/02
Wie einsam’s unter Menschen ist,
verstehste erst
wie Du versuchst, ’s nicht mehr zu sein.
2024/01/01
Und ich war. Und ich bin. Und ich werde.
2024/01/01
Verkannt, endlos in Nebel gebannt, längst ins Abseits verbannt und nach etwas anderem benannt, seh ich gespannt, auf was mir bekannt und ich noch nie verstand, doch auf meine Gefangenschaft bestand und mich auf ewig an sich band.
2023/12/26
Im Sturmwind; es ist so herrlich einsam hier.
Ich glaube, mein künstlerisches Exil trägt nach und nach erste Früchte. Zögerlich zwar, das schon, aber doch bemerkbar. Ich habe mich gut eingelebt hier, habe diesen Ort als neues Zuhause auserkoren, wenn auch nur vorübergehend, wie das immer ist, in meinem Leben. Und ich sage mir, dass alles gut ist, solange ich nur Tag um Tag wenige oder gar einige Stunden an der frischen Luft verbringe. Etwa heute, im Sturmwind auf sumpfigen Weiden und zwischen Bäumen unterwegs, hier und da noch immer Reste des vergangenen Schnees. Was man von dort aus sehen konnte? Niemanden. Weit und breit keine Menschenseele. Und wenn ich doch einmal unter Menschen muss, um meine Vorräte aufzustocken, sind sie mir meist doch viel zu nahe.
2023/12/20
Seltsames Leben, eines Gefühls wegen von einem Ort zum anderen zu ziehen; einzig in der Hoffnung, dass es, einmal dort angekommen, dann anders wäre. Aber, die Hoffnung zerfällt, gleich des Schnees auf den Zweigen, die sich heute Nachmittag tief über den Weg beugten. Stattdessen bleibt die Einsicht, an wahrscheinlich jedem Ort der Welt unglücklich zu sein. Doch dann, in der Abenddämmerung, die verschneite Winterlandschaft ausgebreitet vor mir, wünschte ich mir umso mehr, die jetzige Heimfahrt würde niemals enden. Die Musik auf endloser Wiederholung, mache ich aus wenigen Minuten Stunden; und wenn ich könnte, auch ein ganzes Leben.
2023/12/04
(Fourteen Nights At Sea mit Vale)
Die schlechte Laune steigt in mir auf wie eine Sturmfront in den Bergen; ich weiß selbst nicht, was eigentlich los ist aber dass das keine Wolken sind, wie man sie für gewöhnlich sehen kann, schon.
Irgendetwas stimmt ganz und gar nicht mit mir, dämmert mir langsam mehr und mehr. Nur was es ist, das weiß ich nicht. Kaum kehre ich von einer Reise zurück, beginnt sich wieder alles in mir zu drehen. Es ist eine Unruhe, eine Unzufriedenheit und auch eine Spur von Wut, die bei jeder noch so kleinen Gelegenheit zum Vorschein kommt. Ehrlich gesagt, ich dachte immer die Menschen in meiner Umgebung seien kaum überlebensfähig, doch so langsam glaube ich, dass nur ich es bin, der hier nicht leben kann. Ich meine, das Gefühl am Leben zu zweifeln ist mir längst vertraut genug, als dass ich mich noch …
Vielleicht ziehe ich fort, in eine Gegend in der ich zwar öfter unterwegs war, doch dort stets nur in meinem Wagen schlief. Es wäre etwas anderes, eine Spur von einem neuen Leben. Vielleicht ein wenig der zwei, drei Nächte, die ich vor wenigen Wochen in der Nähe einer Alm verbrachte. Nicht umsonst habe ich gemerkt, dass ich eigentlich überall leben könnte, brauche ich doch nur wenig, lasse nichts zurück und finde nichts und niemanden vor. Mit etwas Glück bleiben mehrere Optionen und eine jede davon ein eigenes Leben. Ich könnte in einem Gasthof leben, in einer Altbauwohnung in der überschaubaren Innenstadt oder gar in einer Ferienwohnung etwas außerhalb, dort viel Raum und Luft zum Atmen. Es ist seltsam, denn überall sonst gäbe es keinen Wohnraum mehr; dort anscheinend doch. Hätte ich das früher gewusst,- ich wäre vielleicht im letzten Winter …