Einmal im Leben nichts fühlen, nichts denken, nichts bereuen, nichts wollen.
2022/07/13
Einmal im Leben nichts fühlen, nichts denken, nichts bereuen, nichts wollen.
2022/07/13
Ein Leben im Wissen zu leben, alleine zu sein – und es zu bleiben. Es längst müde zu sein, sich durch die Zeit zu tragen. Dass die Schwerkraft der Zeit gerade noch genügt, mich durch das Leben, nicht aber die Tage zu tragen. Alle Reserven verspielt zu haben, ohne zu wissen, wofür. Vielleicht einzig dafür, sich selbst gewesen zu sein.
2022/07/12
Ich habe über Leila nachgedacht. Sie fehlt mir. Wir fehlen mir. Manchmal glaube ich, mein ganzes Leben erinnerte mich an sie. Als hätte ich ein halbes Leben gebraucht, um sie überhaupt zu finden; und ein weiteres, um sie wieder vergessen zu können.
Wie heißt Du eigentlich? Leila. Und Du? Muss ich denn einen Namen haben? Natürlich, oder soll ich mir einen für Dich ausdenken? Johannes. Johannes, heiße ich. Hmm, Johannes, ich glaube das passt. Aber was machen wir hier eigentlich, Leila? Wir spazieren, es schneit so schön, wollten wir doch. Ja, ich weiß schon. Aber ich meine, Du und ich, wir sind doch beide Träumer, denkst Du nicht? Doch, vermutlich schon. Aber was spielt das denn jetzt für eine Rolle? Na, wenn wir jetzt unsere Träume tatsächlich einmal leben, was wird dann aus uns, wenn wir irgendwann aufwachen? Du meinst, …
Am Ende meines Lebens werde ich tausende Dinge geschrieben haben; und doch immer einsam gewesen sein.
2022/07/11
Manchmal kommt es mir vor, als wäre die Welt voller Statisten. Statisten, deren einzige Aufgabe es ist, dass ich mich fehl am Platz fühle. Statisten, die es letztlich doch mehr als ich verstanden, ein wirkliches Leben zu leben, statt nur eine Rolle zu spielen.
Manchmal denke ich mir, dass ich, um jemanden kennenzulernen, mehr Zeit bräuchte, als mein Leben lang ist. Schließlich hatte es ein halbes Leben gedauert, um überhaupt jemanden zu finden; und ein weiteres halbes Leben, um das zu vergessen. Irgendetwas müssen sie anders machen, die anderen. Ihnen gelingt es, wieder und wieder. Vielleicht aber sind die anderen auch einfach anders.
2022/07/09
Guten Morgen, Herr Fuchs, sage ich.
Der Herr Wanderer, schönen guten Morgen, sagt der Fuchs.
Fuchs, wo ist die Gans geblieben, frage ich.
Welche Gans, bin keiner begegnet, antwortet er.
Ich seh‘ schon, Du bist Dir selbst der beste Anwalt. Aber was ist mit den Federn an Deinem Maul, frage ich.
Der Fuchs fährt sich eilig mit der Zunge über’s Maul, sagt, welche Federn, ich seh hier keine.
Hast Recht, sage ich, insgeheim lächelnd, habe ich doch genau gesehen, wie er rot geworden ist, auch wenn da gar keine Federn waren.
Bauer Helmut hat schon wieder nach Dir gefragt, sage ich.
Ach, hör mir bloß auf mit Bauer Helmut, hab genug damit zu tun drei Mäuler zu stopfen, sagt er.
Und die werte Gattin, Frau Fuchs, hat sie sich gut eingelebt …
Seltsam, wenn man die menschliche Nähe aus einem Leben nimmt, so als wäre sie tatsächlich unbedeutend gewesen.
2022/07/08
Mein ganzes Leben erinnert mich an Dich; und doch bist Du kein Teil davon gewesen.
Vielleicht hätte es mir geholfen, wenn wir uns öfter begegnet wären. Wenn ich erst einmal gesehen hätte, dass Du gealtert bist, hätte ich Dich vermutlich noch immer schön gefunden; nur hätte ich dann wenigstens verstehen können, wie viele Jahre bereits vergangen sind.
2022/07/08
„Inkognito habe ich dem stufenweisen Verfall meines Lebens beigewohnt,
dem langsamen Schiffbruch all dessen, was ich sein wollte.“
[Fernando Pessoa]
Aus der Distanz heraus, betrachte ich nüchtern mein eigenes Dasein. Ein Dasein, das ich kaum selbst mehr ertrage; und doch noch nicht davon ablassen kann. Ich bin überrascht, mit welcher Faszination ich dies tue; und kann nur vermuten, dass es dieselbe Sensationsgier sein muss, die mich schon an anderen Menschen immer so ungemein angewidert hatte. Gleich einiger Passanten bleibe ich mit aufgerissenen Augen und einem breiten Lächeln im Gesicht am Straßenrand stehen. Dabei ist mir, als würde ich auf einen Obdachlosen hinuntersehen, der hilflos in seinem eigenen Schmutz gefangen liegt. Von einem Wagen angefahren, das Elend unweigerlich und unumkehrbar in unser Bewusstsein hineinkatapultiert. Ich empfinde keine Spur von Mitleid; nur tiefe Abscheu, dass ich mir das selbst angetan habe. Dass …
Einschlafen, nicht, weil ich müde wäre, sondern weil ich nicht mehr wach sein möchte. Nur dass einschlafen gleichermaßen bedeutet, schon kurz darauf in einen weiteren Tag hineingeboren zu werden. Wenn ich könnte, ich würde keinen einzigen weiteren Tag mehr aufwachen.
2022/07/05