Von den Bäumen fällt das Laub ab, wie Tage von meinem Leben.
2022/09/07
Von den Bäumen fällt das Laub ab, wie Tage von meinem Leben.
2022/09/07
Im Winter vor zwei Jahren hatte ich manchmal etwas außerhalb des einen oder anderen Dorfes übernachtet. Manchmal auch am Wald; doch die Übernachtungen in Sichtweite sind mir vor allem in Erinnerung geblieben. Es hatte Schnee damals; und es war ziemlich kalt. Ich hatte mich dabei nicht sonderlich einsam gefühlt, zumindest weniger als jetzt. Aber wenn ich mich heute daran erinnere, denke ich mir, dass es eigentlich furchtbar einsam schien. Vielleicht, weil es so kalt und abgeschieden war. Vielleicht war es aber auch ausgerechnet die Kälte, die jeden Gedanken, jedes andere Gefühl davongeschoben hatte. Und auch wenn es nur eine Handvoll solcher Nächte waren, bin ich mir sicher, dass sie mich sehr veränderten.
2022/09/07
In einem Anflug von Träumerei stelle ich mir vor, dass sie tanzen könnten, die Bäume vor meinem Fenster. Dass sie nach mir greifen, mich an den Händen nach draußen ziehen würden, damit wir, zusammen bei Wind und Sturm, die eigene Sterblichkeit feiern könnten, sind doch auch ihre Wurzeln, gleich den meinen, nur eine Frage der Zeit, und damit nebensächlich. Und während wir dort tanzen, das Rauschen des Aufbruchs um uns herum, fällt von den Bäumen das Laub ab, wie Tage von meinem Leben.
Draußen vor dem Fenster stürmt es. Ein lautes Rauschen zieht durch die großen Bäume hindurch, so als könnten sie sich ihrer nicht mehr sicher sein, müssten mit jedem Anlauf, und jeder Böe, um ihr Leben fürchten. Es ist, als wolle der Wind sie schüttelnd zur Besinnung bringen, oder besser gleich in die Ferne davontragen. Doch, für den …
Wenn ich nicht sehen würde, was dort nicht ist, vielleicht aber müsste – ich könnte keine Sekunde meines Lebens träumen.
2022/09/05
Die Zeit, zwischen Begegnungen, immer länger; das Vergessen, immer kürzer. Ein Augenblick; nichts bleibt. Vielleicht, weil nichts und niemand mehr Spuren hinterlässt.
Je älter ich werde, desto dünner wird die Luft um mich herum. Nicht, weil sich etwas ändern würde, sondern weil ich mit jedem Tag mehr verstehe, mir selbst näher und näher komme. Vielleicht ist das ja auch Veränderung. Paradox daran ist einzig, dass ich, je näher ich mir bin, anderen umso ferner werde. Ein wenig, als würde das, was uns trennt, immer deutlicher, immer größer. Dabei hatte ich einst geglaubt, dass Worte uns zusammenführen. Doch je mehr wir sagten und erzählten, desto schneller erkannten wir, dass wir uns fremd bleiben. Längst befürchte ich, dass das alles ist, was das Sein mit anderen für mich bedeuten kann. Dass ich, wenn wir einander nahe glauben, nur begreife, was ich alles …
Wer weiß schon, was von uns bleiben wird.
Seit ich vor einigen Jahren Nothing Personal angesehen und in mein Herz geschlossen habe, stelle ich mir mein eigenes Leben ebenso in Kapiteln vor. Vor schwarzem Hintergrund stehen in weißer, klarer Schrift wenige Worte, die beschreiben, was nun vor mir liegt. Ein wenig durchlaufe ich die Kapitel des Films ja auch; nur in völlig anderer Form. Soweit ich mich erinnere, lauteten sie Einsamkeit, Heirat und Der Beginn einer Beziehung. Gleich, ob ein Aufbruch, Abschied oder eine Reise – sie alle erinnern mich daran.
2022/08/31
Es heißt, man könne andere Menschen nicht für das eigene Leben verantwortlich machen. Konsequent weitergedacht hieße das aber auch, dass ein solches Leben nur einsam sein kann. Und es ist.
2022/08/28
Die Geschichte der Traurigkeit, ist eine Geschichte der Einsamkeit, ist eine Geschichte des Lebens. Sie beginnt mit der Geburt; und endet mit dem Tod. Zu erzählen wäre sie Tag um Tag, doch ist unklar wem – und mit welchen Worten.
2022/08/27
Und was, wenn es ein und derselbe Moment gewesen war? Nur dahinter, im Verborgenen, zwei verschiedene Leben. Vielleicht eines, das aufhört, und eines, das beginnt; vielleicht aber auch nur ein Erträumtes, und das Wirkliche. Welches davon weniger dadurch bedingt, wer wir waren, als wir ihn erlebten, als wovon wir träumten.
Da war doch etwas, zwischen uns, oder? Ich meine, die Art und Weise, wie Du mich angesehen hast. Dort, in der Nacht, im Licht der Straßenlaternen. Wir ganz allein, zwischen großen Linden und schlafenden Häusern, vereinzelt Sterne darüber. In diesem Augenblick, in dem ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass ich all das hätte behalten, mir bewahren können. Für den Moment nach diesem Moment; und überhaupt für das Leben, das unweigerlich folgt und folgen wird. Und ich weiß, nach außen hin war nichts, nichts weiter als ein Blick. Aber es …