Ganz oben, im Leben, ist die Luft verdammt dünn. Zu dünn, um noch lange von ihr getragen zu werden.
2022/08/05
Ganz oben, im Leben, ist die Luft verdammt dünn. Zu dünn, um noch lange von ihr getragen zu werden.
2022/08/05
Unter Menschen ist es ein Leichtes einsam zu sein; aber unendlich schwer gemeinsam zu sein.
Ziemlich heiß war’s heute gewesen. Noch am Morgen auf einer Laufrunde, später am Abend dann beim Schwimmen im Fluss, erneut alleine. Kaum fünf Worte habe ich heute gesagt. In der Nacht habe ich mir die Kopfhörer aufgesetzt, bin noch auf den Balkon hinaus. Sollte ich nutzen, solange ich noch einen habe. In der Dunkelheit, fern am Horizont, erstes Wetterleuchten. Dazu die Musik, und der noch immer warme Nachtwind. Schön, dass ich mit Musik in andere Welten eintauchen kann. Wünschte mir nur ich hätte Menschen gekannt, die waren wie die Musik, die ich hörte. Überhaupt, ich glaube ich bin der einsamste Mensch, den ich kenne. Aber, ich bin auch der einzige Mensch, den ich kenne.
2022/08/05
Ich habe mein morgendliches Lauftraining wieder aufgenommen. Das hat was für sich, in der Morgensonne und letzten Frische am See und Park alleine und unbeirrt seine Runden zu drehen. Schließlich, verschwitzt aber auch guter Dinge, das Wissen, etwas für sich getan zu haben. Manchmal frage ich mich aber trotzdem, weswegen ich trainiere, wenn mich ohnehin schon so lange niemand mehr ansieht. Aber, vielleicht gerade deshalb. Was könnte größerer Antrieb sein als Gleichgültigkeit? Vielleicht kann ich mir auch, solange ich fit bleibe, nicht nur einreden, jünger zu sein, als ich es bin, sondern auch daran glauben, dass es mir helfen würde nicht so zu werden wie die meisten Menschen um mich herum. Angepasst, im letzten Kapitel angekommen – dem Erwachsenendasein.
2022/08/02
Erst im Nahen, von Angesicht zu Angesicht, habe ich die kleine Gleichgültigkeit verstanden. Und daraufhin dann auch die Große. Die des Lebens. Es ist nämlich dieselbe, nur immer in Wiederholung. Jene, die ich in verirrten Beziehungen erfahren hatte; und die, die ich heute bei meinem Vorübergehen an Fremden empfinde.
Das Maß an Gleichgültigkeit, das wir ausgerechnet für jene empfinden, von denen wir einst vorgaben ach so vertraut miteinander zu sein, fasziniert mich. Wenn wir aneinander vorübergehen, ist es kaum anders wie mit Fremden. Andererseits, einen Fremden habe ich noch nicht gekannt. Wir grüßen uns immerhin, haben und hätten uns noch etwas zu erzählen. Wenn wir uns nichts sagen, dann nicht, weil wir nicht wollten, sondern weil es uns bewusst ist und wir den Traum daran bewahren wollen. Doch wir, die wir uns einst zu lieben behaupteten, sind uns heute fremd …
Es heißt, die erste Nacht in einer neuen Wohnung bestimme, wie all die anderen Nächte sein würden.
Die Wohnung ist schön, sehr sogar. An manchen Abenden fallen kurz vor Sonnenuntergang die letzten Sonnenstrahlen direkt auf das Bett. Überhaupt, der Blick von dort nach draußen gefällt mir. Es hat etwas Träumerisches so einzuschlafen. Jüngst auch einmal mit dem aufkommenden Wind eines nahenden Regenschauers. Noch kurz zuvor war ich durch die halbe Stadt hierher gegangen. Ganz verlassen lag sie vor mir, dampfend von einem Gewitterregen. Es ist nur, ich weiß nicht, irgendwie auch einsam. Vielleicht weil sie so schön ist. Und ich frage mich, ob Du immer alleine hier warst. Und wenn, wieso Du Dich nicht so einsam gefühlt hast, wie ich. Vielleicht nicht einmal Sehnsucht verspürt hast. Ich meine, hast Du? Sind unser beider Leben tatsächlich verschieden gewesen? Weil, es fühlt …
Ich bin angekommen, Du bist fortgegangen. Der Augenblick, der uns dazwischen blieb, schien zu genügen, um nun sicher zu sein, dass da mehr sein könnte. Dass ich Dich vielleicht sogar mehr mögen könnte, als mir lieb wäre. Wenn wir eine Chance hätten. Leicht fällt es mir, in Deiner Gegenwart zu sein. Vielleicht spinne ich; vielleicht hätten wir uns aber tatsächlich mehr zu sagen, mehr zu erleben. Ich glaube nämlich, dass ich hier bei Dir das Leben ahnen kann, das ich so gesucht habe. Und als wir, nach all den Jahren, plötzlich voreinander standen, war mir, als sei das meine letzte Gelegenheit. Nur, wohin mit dieser Ahnung, wenn Du nun fort bist? Jetzt bist Du es, die auf Reisen ist; und ich es, der ich hier zurückbleibe.
2022/07/24
Werden wir uns denn nie nie nie wiedersehen? Auch nicht, wenn es regnet, für ein Sommergewitter? Nicht einmal im nächsten Leben? Niemals? Niemals.
Erst ein Sommergewitter, dann prasselnder Regen. Werden wir uns denn nie nie nie wiedersehen, hast Du einst gefragt. Ob es noch so sehnsüchtig schlägt, Dein Herz? Wie Blitz und Donner in der Nacht. Schön wäre das doch gewesen, oder? Als Silhouetten am Fenster stehend, zahllose Blitze, die am dunkelblauen Nachthimmel zucken, das Rauschen des Windes in den Bäumen, bis der Regen es schließlich übertönt; und dabei doch kaum anders klingt. Nicht anders, nur eindringlicher. Im Inneren, nicht vor, sondern hinter dem Fenster, zurück die Federn, fast schon Morgen wie es ist. Mal im Dunkeln, mal für einen Sekundenbruchteil im Schein des Wetterleuchtens, würde ich mich wieder neben Dich legen, meinen Arm um Dich, den Kopf an …
Wieder zurück in meiner alten Heimat, erfüllt mich Euphorie. Endlich bin ich wieder auf der Suche nach Früher, dem Leben, einem Ort in all den Gesichtern. Ich sehe sie mir an, die vielen Menschen um mich herum, und begreife langsam, dass es vielleicht wirklich keinen Grund dafür gab, all die Jahre ausgerechnet an einen Bestimmten davon gedacht zu haben. Andererseits, was heißt das schon, wenn wir Tag für Tag an so vielen verschiedenen Gesichtern vorübergehen und nichts davon zu bleiben scheint?
2022/07/17
Sehnsucht niemals nach Nähe, sondern einzig nach Einsamkeiten verspüren.
2022/07/17
Manchmal wünschte ich mir, Du wüsstest, dass ich in allem nach Dir suche.
2022/07/14