Stell Dir vor, man könnte Gesagtes, Gedachtes und Gefühltes ebenso einfach aus der Welt schaffen, wie Geschriebenes. Geschriebenes, das ich vom Tisch wische, mir aus den Fingern schüttle, aus den Augen reibe.
2022/08/20
Stell Dir vor, man könnte Gesagtes, Gedachtes und Gefühltes ebenso einfach aus der Welt schaffen, wie Geschriebenes. Geschriebenes, das ich vom Tisch wische, mir aus den Fingern schüttle, aus den Augen reibe.
2022/08/20
Auf meine alten Tage hin, will ich mich darin üben, ein Mann von Welt zu sein. Einer jener älteren Gestalten, die die seltene und etwas seltsame Gabe besitzen, in unscheinbaren, alltäglichen Situationen mit Wildfremden ein Gespräch anzufangen, etwas zu sagen, und wenn es nur wenige Worte sind, die mit etwas Glück für ein Lächeln sorgen, uns in Erinnerung rufen, dass wir alle zwar alleine sein mögen aber doch auch Mensch sind, sehen und gesehen werden.
Noch heute muss ich etwas lachen, wenn ich mich daran erinnere, wie ich im vergangenen Winter einmal versucht hatte, dahingehend über meinen eigenen Schatten zu springen. Ich hatte zuvor wohl Stunden fotografierend in Schnee und Kälte verbracht, war nun, einmal guter Dinge, auf der Heimreise. Ich hielt an und betrat die wohlige Wärme einer meiner liebsten Backstuben in der Ferne. In Freude auf einen heißen …
Ich glaube, das ist der erste Sommer seit ich wieder auf eigenen Beinen stehe, der erste Sommer in fünf Jahren, den ich vermissen werde. Vielleicht, weil es der erste Sommer ist, in dem ich das Alleinesein als eine Selbstverständlichkeit verstehe. Dass ich mich nicht länger frage, weswegen es ist, wie es ist, sondern dass ich mich wundere, dass es früher einmal anders gewesen war.
2022/08/16
Anfangs dachte ich sogar, dass da jemand sei, um den ich mich nur bemühen müsste, auf dass wir zueinanderfinden würden. Stattdessen aber scheint es, dass es nie zu etwas Wirklichem führt, wenn man sich dafür bemühen muss. Auch wenn das gleichermaßen bedeutet, dass dann gar niemand bleibt. Ich ziehe also lieber hinaus. Dorthin, wo ich gerne bin. Dorthin, wo ich gerne einmal jemanden angetroffen hätte. Dass das nicht geschieht, hat einen einfachen Grund.
Kennst Du das, wenn man jemanden kennenlernt, plötzlich Sehnsucht verspürt und denkt, dass man wirklich etwas gemein haben könnte, auf derselben Ebene, ein wenig in derselben Welt wäre und dann aber plötzlich, viel schneller als erwartet, doch das Gefühl hat, dass dieser Gedanke, diese Regung völlig absurd war, weil, was auch immer man gemein haben mag, niemals genug wäre? Stattdessen wechselt man dann an der Ampel ein, …
Woher kommt es nur, das Gefühl trotz allem so verschieden zu sein? Ich meine, wird das jetzt immer so sein? War es nicht einmal anders, irgendwann früher?
Aus der Distanz heraus reduzieren sich Menschen auf das, was ich sehe; und scheinen plötzlich allzu banal. Bloß liegen sie vor mir, es sind Fremde, nichts weiter als Körper. Und ich wundere mich, was ich nur all die Jahre in und an ihnen gesucht, wonach ich Sehnsucht verspürt hatte. Es ist, als ließe mich mein eigenes Menschsein kalt, als fehle mir jede Spur und jedes Verlangen mehr über sie zu erfahren. Ich glaube, nach nur wenigen Tagen ist mir bis jetzt noch jeder fremd und fern geworden. Jeder.
2022/08/14
Für mich sind Stadt, und Menschen darin, nichts als Kulisse; nicht meines Lebens, sondern meiner Träume. Und ich begreife mein Leben als genau das, eine beliebige Träumerei vor einer Kulisse, die wir sie alle, ob wir nun wollen oder nicht, still und unausweichlich zum Leben des jeweils anderen liefern.
Schön hatte ich mir das ausgemalt, den Sommer über in die Stadt zu ziehen. Die Gewissheit zu haben, dass sie damit nicht länger fern ist, wenn ich sie denn bräuchte. Dass ich, wenn ich nun in ihrem Äußeren leben würde, dort, wo der Blick in die Ferne noch nicht gänzlich verstellt ist und ich das städtische Schauspiel im Hintergrund ahne, jederzeit die letzten Schritte in sie hineingehen könnte. Hinein unter Menschen. Immer dann, wenn mir danach zumute wäre. Und aus welchem anderen Grund, wenn nicht dieser Vorstellung, hätte es mich auch …
Ist es das jetzt gewesen, an Leben? Ich meine, ist das alles, was vom Leben übrig bleibt?
2022/08/11
Alleine, ich bin alleine. Wenn es nicht so sein müsste, wieso sollte es dann so sein?
Ich kämpfte heute etwas fluchend gegen Wind und Steigungen an, verlor mich ein wenig in einsamen Tälern und Wäldern. Dazu, um mich herum, Wiesen, die zwischen Dörfern und Wegen ganz ausgetrocknet von Sommer und Trockenheit vor mir liegen. Zurück in der Zivilisation zögere ich für einen Moment, sitze schließlich doch noch vor einem Gasthaus, bin endlich einmal eingekehrt. Alleine, ich bin alleine. Stört es mich, dass die wenigen anderen um mich herum alle in Begleitung sind? Ich glaube nicht, denn es ist schon immer so. Hat es auch geschmeckt, fragt die nette Bedienung mich zum Abschied. Sehr gut, antworte ich aufrichtig, versuche mich in einem Lächeln und mache mich mit neuer Kraft auf meinen Heimweg. Es ist Abend, und im letzten Sonnenlicht …
Hast Du gewusst, dass ich, wenn ich alleine auf dem Balkon zu Abend esse, oder wenn ich spät in der Nacht noch immer dort sitze und in die Dunkelheit hinaussehe, ausgerechnet jenen einen Ort vor Augen habe, an dem wir uns das erste Mal begegnet waren? Ich meine, ist das nun Schicksal; oder einfach nur Zufall? Wenn Du einmal dorthin zurückkehren würdest, Du könntest mich aus der Ferne hier unten sitzen sehen. Und gestern, gestern Nacht sah ich ein winziges Licht dort oben. Und ich konnte nicht anders, als mir einzureden, dass Du das seist, Dich vielleicht einfach nicht traust, hier unten bei mir zu klingeln und eben deshalb dort oben bist, wo ich Dich sehen kann. Ich habe mir eilig eine Jacke übergezogen und bin, so schnell wie ich nur konnte, durch Dunkelheit und Fichtenwald hinaufgestiegen. Als ich schließlich …
Sich selbst sein. Sich selbst erzählen. Sich bemühen. Sich verlieben.
2022/08/06