Auf meine alten Tage hin, will ich mich darin üben, ein Mann von Welt zu sein. Einer jener älteren Gestalten, die die seltene und etwas seltsame Gabe besitzen, in unscheinbaren, alltäglichen Situationen mit Wildfremden ein Gespräch anzufangen, etwas zu sagen, und wenn es nur wenige Worte sind, die mit etwas Glück für ein Lächeln sorgen, uns in Erinnerung rufen, dass wir alle zwar alleine sein mögen aber doch auch Mensch sind, sehen und gesehen werden.
Noch heute muss ich etwas lachen, wenn ich mich daran erinnere, wie ich im vergangenen Winter einmal versucht hatte, dahingehend über meinen eigenen Schatten zu springen. Ich hatte zuvor wohl Stunden fotografierend in Schnee und Kälte verbracht, war nun, einmal guter Dinge, auf der Heimreise. Ich hielt an und betrat die wohlige Wärme einer meiner liebsten Backstuben in der Ferne. In Freude auf einen heißen Kaffee, ein paar warme Semmeln, traf ich auf einen anderen Kunden, der gerade bezahlte. Ich rieb mir freudig die Hände, grüßte mit einem Nicken in die Runde und sagte laut: „Na, da hat aber einer heute Hunger“. Und er, mit dem ich es nur gut meinte, es vollkommen nachfühlen und am liebsten ebenso viel gekauft hätte, hatte sich schon fast zu rechtfertigen versucht, murmelte etwas von Kollegen und einer Baustelle. Und trotzdem, ich glaube manchmal gelingt das, die Barrieren, die Fremde und Distanz zu überwinden. Vielleicht ist wichtiger als das Gesagte, den richtigen Ton zu treffen, es gut zu meinen, Wärme hineinzulegen. Schlicht, das Menschsein.
2022/08/17