Es hat geschneit, heute Nacht.
2023/01/18
Ich bin in die Stadt gefahren, heute. Die Stadt, die mir sonst viel zu fern und groß ist. Ich verstand schnell, dass zwischen ihr und mir wahrlich nichts gleich gewesen war, hatte sie doch mit einem einfachen Schritt vor die Türe unter Tausenden sein können. Kein Wunder, dachte ich mir, dass ihr der Abschied so leichtgefallen war. Aber hätte ich das auch wollen, Tag für Tag zwischen Häuserschluchten aufzuwachen und dort zu leben? Ich glaube nicht, doch blieb mir stattdessen nichts als Einsamkeit. Manchmal frage ich mich dann, ob für jene Menschen, die einsam sind, leben und sterben nicht dasselbe sind, geschehen sie doch beide nur vor den eigenen Augen.
2023/01/13
Ein Träumer genießt seinen Kaffee in der Einsamkeit am (…) Schloss.
Ich bin heute früh am Morgen auf eine längere Runde mit dem Mountainbike aufgebrochen, versprach es doch sonnig zu werden. Ehrlich gesagt, ich hatte mir auch ein wenig gedacht vielleicht sogar unter Menschen zu gehen. Also zumindest einmal dorthin zu fahren, wo überhaupt Menschen unterwegs sind. Doch als ich schließlich, nachdem ich fast überwiegend alleine in Wäldern und auf Radwegen unterwegs gewesen war, durch die Altstadt kam, erkannte ich schnell, dass ich gar nicht mehr hierhergehöre. All die Menschen an einem Samstagmorgen zu sehen, hat mich eher überfordert – oder fast schon angewidert. Das bin ich nicht mehr. Ich bin dann lieber weitergefahren, mitunter über einen bewaldeten Höhenzug, einer meiner Lieblingswege. Dort trifft man meist gar niemandem. Auf dem Rückweg hielt ich bei einem Bäcker meiner Wahl, nahm mir …
Der vorerst letzte bitterkalte Tag in diesem Winter; Warmwetter zieht heran. Ich war alleine, als es kalt wurde; und ich war alleine, als es warm wurde. Immerhin, ich bin auch heute lange unterwegs gewesen, an diesem letzten Morgen. Gesehen habe ich dabei niemanden; aber das hätte mich auch verwundert. Und Du, mit wem hast Du sie geteilt, diese kalten Wintertage?
2022/12/18
Vielleicht sind Wintertage ebenso kostbar wie die Zeit mit anderen; vielleicht aber sogar noch ein wenig mehr.
Einer der schönsten Wintermorgende bislang. Auf meinem Streifzug schien mir, als ich gerade das Tal hinaufstieg, die aufgehende Sonne entgegen. Das Licht golden zwischen den kahlen Bäumen zu deren Füßen etwas Schnee lag. Schnee, der unter meinen Schritten knirschte. Ansonsten Stille, Kälte und ein Reh, das rasch vor mir floh. Auch wenn ich in den anderen Jahreszeiten nicht minder viel unterwegs bin, ist mir der Winter doch am liebsten. Ich glaube, ich bin ein Wintermensch.
2022/12/17
(Eigentlich ist das verblüffend wie leicht diese Tage von der Hand gehen; ein Streifzug am Morgen, ein weiterer am Nachmittag. Dazwischen Musik, der Blick zum Fenster hinaus, etwas den Gedanken nachhängen und es wird bereits dunkel. Dass ich einen ganzen Wintertag mit jemandem verbrachte, mich jemandem zugehörig …
Einer meiner besten Ausflüge bislang. Ich war durch die Nacht gefahren, hatte in der stillen Winternacht auf den Morgen gewartet, schön geträumt und schließlich über Stunden und ganz alleine durch den eisigen Winterwald gewandert. Gegen Mittag, nach einer verdienten Einkehr bei einer meiner Lieblingsbäckereien, war ich direkt zum nächsten Ziel gefahren, hatte weitere Stunden im Nachmittagslicht auf den Sonnenuntergang gewartet, die Sonne und die Kälte auf der Haut genossen (ein absolutes Winterparadis auf den Anhöhen). Nach einer zweiten Nacht war ich noch in der Morgendämmerung auf einen Berg hinaufgewandert und schließlich wieder nach Hause gefahren. Schön am ersten Tag so in Bewegung zu sein. Glücklich war ich; ein wenig wie wenn ich früher mit jemandem unterwegs war. Eigentlich ist das super, ich kann – wann immer ich will – auf diese Weise unterwegs sein. Zwar immer alleine, aber dafür jederzeit. …
Es gibt bessere Gefühle als das irrationale Gefühl nicht mehr sein zu wollen. Auch wenn es sich nicht danach anfühlt, bedeutet es eigentlich nur, sich nicht fühlen zu wollen, wie man es gerade tut. Leider ist genau das nahezu unerträglich. Es ist kein Schatten, sondern Druck der auf der Seele lastet. Es sei denn Schatten wiegen.
Heute Morgen war ich bei Temperaturen um die Null Grad herum mit dem Rad wieder alleine in meiner Heimat unterwegs; ich erkundete einen neuen Abschnitt, auch dort wunderschön (die Kälte, der Nebel, das Morgenlicht und die letzten Herbstfarben). Trotzdem frage ich mich, Stunden später, ob das alles ist, was vom Leben für mich bleibt (es ist). Wenige Stunden, an jedem Morgen. Vor allem nach gestern Abend und heute Nacht. Ich träumte von einer früheren Freundin; auch wenn ich nicht weiß, wieso das noch immer …
Alleine, ich bin alleine. Wenn es nicht so sein müsste, wieso sollte es dann so sein?
Ich kämpfte heute etwas fluchend gegen Wind und Steigungen an, verlor mich ein wenig in einsamen Tälern und Wäldern. Dazu, um mich herum, Wiesen, die zwischen Dörfern und Wegen ganz ausgetrocknet von Sommer und Trockenheit vor mir liegen. Zurück in der Zivilisation zögere ich für einen Moment, sitze schließlich doch noch vor einem Gasthaus, bin endlich einmal eingekehrt. Alleine, ich bin alleine. Stört es mich, dass die wenigen anderen um mich herum alle in Begleitung sind? Ich glaube nicht, denn es ist schon immer so. Hat es auch geschmeckt, fragt die nette Bedienung mich zum Abschied. Sehr gut, antworte ich aufrichtig, versuche mich in einem Lächeln und mache mich mit neuer Kraft auf meinen Heimweg. Es ist Abend, und im letzten Sonnenlicht …
Unter Menschen ist es ein Leichtes einsam zu sein; aber unendlich schwer gemeinsam zu sein.
Ziemlich heiß war’s heute gewesen. Noch am Morgen auf einer Laufrunde, später am Abend dann beim Schwimmen im Fluss, erneut alleine. Kaum fünf Worte habe ich heute gesagt. In der Nacht habe ich mir die Kopfhörer aufgesetzt, bin noch auf den Balkon hinaus. Sollte ich nutzen, solange ich noch einen habe. In der Dunkelheit, fern am Horizont, erstes Wetterleuchten. Dazu die Musik, und der noch immer warme Nachtwind. Schön, dass ich mit Musik in andere Welten eintauchen kann. Wünschte mir nur ich hätte Menschen gekannt, die waren wie die Musik, die ich hörte. Überhaupt, ich glaube ich bin der einsamste Mensch, den ich kenne. Aber, ich bin auch der einzige Mensch, den ich kenne.
2022/08/05
Ich habe mein morgendliches Lauftraining wieder aufgenommen. Das hat was für sich, in der Morgensonne und letzten Frische am See und Park alleine und unbeirrt seine Runden zu drehen. Schließlich, verschwitzt aber auch guter Dinge, das Wissen, etwas für sich getan zu haben. Manchmal frage ich mich aber trotzdem, weswegen ich trainiere, wenn mich ohnehin schon so lange niemand mehr ansieht. Aber, vielleicht gerade deshalb. Was könnte größerer Antrieb sein als Gleichgültigkeit? Vielleicht kann ich mir auch, solange ich fit bleibe, nicht nur einreden, jünger zu sein, als ich es bin, sondern auch daran glauben, dass es mir helfen würde nicht so zu werden wie die meisten Menschen um mich herum. Angepasst, im letzten Kapitel angekommen – dem Erwachsenendasein.
2022/08/02