Nicht viel verlange ich, doch will ich für mich in Anspruch nehmen, dass ich ebenso gut hätte stumm zur Welt kommen können; auch ohne Worte gelange ich, mehr oder minder ebenso einsam, durch das Leben.
Ein weiterer heißer Tag, den ich verbrachte, wie so viele in diesem Sommer. Ich parkte auf den Anhöhen im Schatten eines kleinen Waldes, doch war ich heute einmal nicht der einzige, stattdessen wohl vorübergehende Besucher einer Hochzeit, die, wie ich vermutete, an der nahen Kapelle stattfinden würde. Sie, die von weit her hiergekommen waren, rasch hinter mir lassend, ging ich zwischen den Feldern in der prallen Sonne zur Klinge, dann im Baumschatten hinab ins Tal, dort die ersehnte Erholung am Fluss suchend. Ich merke: es ist Samstag, kein guter Tag um hier, und unter den Leuten zu sein. Am späten Nachmittag dann zieht ein Gewitter auf, überraschend schnell wird es dunkel. Durch eine andere Klinge steige ich wieder hinauf, auf den letzten Metern setzt der Regen nach und nach ein. Wie lange hatte ich mir das gewünscht, genau hier in einen Sommerregen zu geraten und schließlich Zuflucht unter dem großen Vordach der Kirche suchen zu können? Fünf Jahre müssen das nun gewesen sein. Eben seit ich diesen Ort für mich entdeckt und so richtig in mein Herz geschlossen habe. Drei, vier Angestellte sind noch da, die gerade die letzten Spuren der Feier tilgen. Ich sitze dort, etwas abseits, der Wind rauscht laut in den großen Bäumen, es regnet und donnert, die Frösche quaken im nahen Teich. Schön ist das, und einsam. Früher noch hatte ich mir gewünscht, diesen Moment aus Sommer und heranziehendem Gewitter einmal ebenso gut zu erwischen, doch dann nicht alleine, sondern gemeinsam in den Regen hinauszusehen. Darüber bin ich hinweg, stand mir doch seit fünf Jahren ohnehin niemand mehr nahe. Auch alleine ist es in Ordnung. Nach kurzer Zeit sind sie dann auch fort; und ich habe den Ort wieder für mich, so als wäre es immer schon so einsam hier gewesen. Ein letzter Donnerschlag, der mich ein wenig erschrickt, und die Sonne bricht wieder durch die Wolken. Eine Weile später, das Gehöft im Rücken, den Parkplatz etwas weiter vor mir, höre ich den Wind noch einmal in den Bäumen, spüre ihn auf der Haut. Jetzt ist es nicht mehr heiß, sondern angenehm, ich schätze gute zehn Grad kühler. Oft habe ich mir vorgestellt, genau hier jemandem zu begegnen; jetzt weiß ich, dass das nie geschehen wird, auch gar nicht geschehen kann. Wir wurden alle in die mehr oder weniger selbe Welt geboren; doch gemein haben wir nichts.
2023/07/15