Ich bin heute den ganzen Tag unterwegs gewesen, war früh am Morgen in der Dunkelheit in Richtung meiner alten Heimat aufgebrochen. Ewig ging es dem Sonnenaufgang entgegen, vielleicht sogar in ihn und die Himmelsfarben still hinein. Die Reise untermalt einzig vom Dialog der Gedanken, der monotonen Laute der Autobahn, ein wenig Musik. Vielleicht ist das auch eine Form der Stille? Um neun Uhr kam ich an, hatte gerade ein neue Lied gefunden, das mich berührte und das ich über den weiten, überraschend leeren Parkplatz schallen ließ (Stay, von A Reason To Travel). Die Morgensonne begeisterte mich und ich brach kurz darauf mit dem Rad in Richtung meiner früheren Lieblingsorte auf. Mehrere Stunden war ich unterwegs, im Wald kaum jemand unterwegs, bis es mir dann doch zu kalt wurde. Nach einer Stärkung saß ich eine ganze Weile in der Frühjahrssonne an zwei meiner Lieblingsbänke an der Donau, musterte ein wenig die Menschen, die vorüberkamen. Ich hatte das Gefühl, dass sie und ich nie etwas gemein haben werden; und dass das auch so bleibt, ganz gleich wie lange ich hier sitzen würde, ist doch die Wahrscheinlichkeit nicht nahe, sondern gleich Null. Heimwärts ging es schließlich dem Sonnenuntergang entgegen, aufgesucht hatte ich, trotz anfänglicher Überlegungen, niemanden und begegnet war ich auch niemanden. Leider verdarb mir ein größerer Stau nahezu jedes gute Gefühl und Erinnerung. Überhaupt, jetzt in der Nacht fühle ich mich fast so, als wäre ich nie fortgewesen, und wieder furchtbar einsam; dabei war mein stundenlanges morgendliches Unterwegssein in der Winterkälte, bei Frost und Sonnenschein, wirklich super. Noch am Nachmittag hatte ich mir gedacht, dass ich es auch müde bin, immer die Augen nach jemandem offenzuhalten. Das Leben sollte anders sein, müsste anders sein.
2023/02/09