Ich muss irgendwann vergessen haben, was ich eigentlich in anderen Menschen suchte.
Zurückgekehrt in meine alte Heimat bin ich heute; seit der letzten Reise sind Monate vergangen. Schon kurz nach Ankunft war ich in Richtung meiner umliegenden Lieblingsorte aufgebrochen. Schön ist das alles hier, ist es wirklich, doch fragte ich mich, was wäre, wenn ich eigentlich und insgeheim nirgendwo sein wollte, schien doch alles ein wenig hinter meinen Erwartungen zurückzubleiben. Vielleicht hatte ich gehofft, mich hier nicht mehr spüren zu müssen; doch an welchem Ort sollte das schon gelingen, einsam wie es überall ist.
Mit den Stunden ordnen sich die Gefühle ein wenig und ich stelle einmal wieder fest, dass ich hier, wenn ich mich unter Menschen wage, in wenigen Minuten mehr Gesichter sehe, als sonst in Wochen und Monaten. Und es stimmt – es sind einzelne darunter, die mir gefallen, doch geht nichts weiter – ich blieb immer schon für mich; und damit wie sie. Wenn wir aber doch einmal miteinander sprachen, merkten wir, dass ganze Welten zwischen uns blieben. Welten, die wir nicht überspringen konnten – und wahrscheinlich auch gar nicht wollten. Immer wenn ich hier war, freute ich mich an Möglichkeiten, die keine waren. Vielleicht also gehöre ich auch hier nicht her, scheint doch das Einsame dort am größten, wo die meisten Gesichter sind.
Der Blick in Gesichter
bleibt Illusion
von Verbundenheit.
2023/07/07