Müde, das Laub zu meinen Füßen
in den Ästen darüber, der Wind
Herbst, der Du mich traurig machst.
2021/10/05
Müde, das Laub zu meinen Füßen
in den Ästen darüber, der Wind
Herbst, der Du mich traurig machst.
2021/10/05
Der vergangene Winter ist wohl einer der ungewöhnlichsten meines Lebens gewesen. Ich zögerte diesen Winter nicht ein ums andere Mal loszuziehen. Auf kleineren Reisen verbrachte ich meist zwei, drei Nächte in meinem Wagen; die Tage bei Schnee und Minusgraden ebenso. Später fragte ich mich dann, wie ich sie aushielt, die Kälte, und verstand, dass es schwer sein wird ein weiteres Mal ebenso unterwegs zu sein. Am lebhaftesten erinnere ich mich daran, wie ich wieder und wieder in der Dunkelheit an Sonntagabenden alleine aufgebrochen war, mich meist furchtbar einsam fühlte und, nur von Musik begleitet, dahinfuhr. Ebenso erinnere ich mich daran tagsüber, auf dem Weg von einen zum anderen Ort, heißen Kaffee und frische Brötchen bei kleinen Bäckereien, die ich so zu lieben gelernt habe, auf dem Land einkaufte, mich durch dichtes Schneetreiben kämpfte, mit dem Wagen kaum ein Durch- und …
Meinen Namen habe ich abgelegt, bin nur noch mit mir selbst. Welchen Namen könnte ich da schon gebrauchen? Einen letzten Brief will ich schreiben. Darin, ein einzelner Punkt. So als würde man mit Punkten nicht nur Sätze, sondern auch Leben beenden. Als wären Sätze wie das Leben – oder Leben wie Sätze. Ein Anfang, ein Haupt- oder Mittelteil, vielleicht sogar einige Nebenschauplätze,- und eben das Ende. Vielleicht war mir der Mittelteil immer ausgeblieben. Ich, der schon ganz zu Anfang, darauf gewartet hatte, dass das große Leben beginnen möge und eben deshalb immer schon an seinem Schluss gestanden hatte. Ein Punkt, so als würde ich ein über Jahre hinweg still geführtes Gespräch zwischen Dir und mir zu seinem Ende bringen, wo wir doch schon vor Jahren ins Schweigen verfallen waren. Uns gegenüber; aber auch jenem Teil in unserem Inneren, den früher …
Stille ist nicht das Fehlen von Geräusch, sondern dem anderer Menschen. Stille ist, wenn ich nur höre und wahrnehme, was ein Teil von mir ist,- und sein soll. Stille ist einzig dort, wo Freiheit ist. Dort, wo ich alleine bin.
2021/09/28
Menschen, die gemeinsam sind, füllen die Leere zwischen sich mit Worten. Der Einsame atmet sie ein, diese Leere, und lebt von ihr.
2021/09/28
Nur das, was wir alleine sind, sind wir wirklich.
2021/09/26
Ich fühle mich heute nicht anders, wie ich es vor zehn Jahren tat. Ich folge weiter eigenen Wegen, während die Mehrheit jener, denen ich begegnete und begegnen werde, die anderer gehen. Ich scheine alles, das dazwischen war, abgelegt zu haben; noch, dass etwas von ihnen in mir verblieben und Wurzeln geschlagen hätte. Ich bin, was ich vielleicht schon immer gewesen war – alleine.
2021/09/26
Reisen in ferne Länder und Gegenden sind mindestens ebenso Zeitreisen. Zumindest dann, wenn man früher schon einmal hier gewesen war und nun von lauter Erinnerungen ereilt wird, die man längst vergessen glaubte. Vieles von dem, das nun links und rechts an mir vorüberzieht, fotografiere ich auch dieses Mal nicht. Schließlich bin ich mir nun gewiss, dass es mir nie wirklich fremd gewesen war.
2021/09/20
In dem Moment, in dem sie zur Türe hinausgeht, ein Bündel unserer einstigen Briefe in der Hand, die ich ihr gerade noch wortlos gereicht habe, nimmt sie die Sehnsucht mit. Nicht irgendjemandes Sehnsucht, sondern meine. Meine Sehnsucht. Auch wenn sie nichts davon weiß, vielleicht nicht einmal wissen kann, will ich sie am liebsten anschreien, dass sie sie verdammt nochmal hier zu lassen habe, noch dass sie das geringste Recht dazu hätte, sie mir wegzunehmen. Doch stattdessen schweige ich. Schweige und lächle, weil ich irgendwann herausgefunden habe, dass wir, immer dann, wenn ohnehin nichts sinnloser als Worte sein könnte, ebenso gut lächeln können. Komisch mag das auf andere gewirkt haben, wenn sie dann vor mir standen, und weinten. Dass ich ihr später einmal fehlen werde, sagt sie mir, sich umdrehend und ein letztes Mal auf mich zugehend. Instinktiv weiche ich zurück. …
Vor den Fenstern hatte es zu regnen begonnen, die Felder und Wiesen wurden nass, das Schilf und die Weiden, sogar die Rehe hinter dem Haus. Und ich erinnerte mich, an einen Ort am Ende der Sehnsucht. Einen Ort, an dem selbst die Ferne wieder zum Nahen geworden war und den wir immer Mitte Ende August genannt hatten. Vielleicht gerade weil er weder das eine noch andere für uns gewesen war, sondern immer ein Anfang.
So weit die Seele trägt, so weit wollten wir gemeinsam gehen, doch wussten wir nicht wohin mit uns und kannten schon lange niemanden mehr, den wir hätten fragen können. Und weil wir ebenso wenig stehenbleiben wollten, sind wir einfach eingestiegen, und durch die Nacht gefahren. In den Norden zog es uns, wir konnten nicht sagen weswegen, doch behielten wir es bei, fuhren immer weiter und weiter, …