Der vergangene Winter ist wohl einer der ungewöhnlichsten meines Lebens gewesen. Ich zögerte diesen Winter nicht ein ums andere Mal loszuziehen. Auf kleineren Reisen verbrachte ich meist zwei, drei Nächte in meinem Wagen; die Tage bei Schnee und Minusgraden ebenso. Später fragte ich mich dann, wie ich sie aushielt, die Kälte, und verstand, dass es schwer sein wird ein weiteres Mal ebenso unterwegs zu sein. Am lebhaftesten erinnere ich mich daran, wie ich wieder und wieder in der Dunkelheit an Sonntagabenden alleine aufgebrochen war, mich meist furchtbar einsam fühlte und, nur von Musik begleitet, dahinfuhr. Ebenso erinnere ich mich daran tagsüber, auf dem Weg von einen zum anderen Ort, heißen Kaffee und frische Brötchen bei kleinen Bäckereien, die ich so zu lieben gelernt habe, auf dem Land einkaufte, mich durch dichtes Schneetreiben kämpfte, mit dem Wagen kaum ein Durch- und Weiterkommen möglich war, oder ich nachts, für einen Augenblick, den Schneeflocken im Licht einer Straßenlaterne zusah, bevor ich mich schließlich im Schlafsack und unter Decken vergrub. Ganz zu schweigen von meinen zahllosen einsamen Winterspaziergängen in der Kälte, kurz vor Sonnenaufgang in der ersten Morgendämmerung. Immer dann, wenn ich einmal nicht unterwegs und stattdessen in meiner früheren Heimat zu Besuch war. Es wird schwerfallen in diese Spuren zu treten, die alleine ich selbst mir hinterließ. Doch eines ist mir gewiss – Einsamkeit.
2021/10/05