Die Zeit, zwischen Begegnungen, immer länger; das Vergessen, immer kürzer. Ein Augenblick; nichts bleibt. Vielleicht, weil nichts und niemand mehr Spuren hinterlässt.
Je älter ich werde, desto dünner wird die Luft um mich herum. Nicht, weil sich etwas ändern würde, sondern weil ich mit jedem Tag mehr verstehe, mir selbst näher und näher komme. Vielleicht ist das ja auch Veränderung. Paradox daran ist einzig, dass ich, je näher ich mir bin, anderen umso ferner werde. Ein wenig, als würde das, was uns trennt, immer deutlicher, immer größer. Dabei hatte ich einst geglaubt, dass Worte uns zusammenführen. Doch je mehr wir sagten und erzählten, desto schneller erkannten wir, dass wir uns fremd bleiben. Längst befürchte ich, dass das alles ist, was das Sein mit anderen für mich bedeuten kann. Dass ich, wenn wir einander nahe glauben, nur begreife, was ich alles nicht bin. Und ein wenig, auch sie für mich. Nur geübter scheinen wir darin zu werden, zu erkennen, dass wir verloren haben; und wir durchleben unser Kennenlernen und Lebewohl längst im Schnelldurchlauf. Möglichst genau so, dass nichts davon übrigbleibt.
2022/09/01