Weißt Du, was früher schön war? Wenn’s im Winter richtig kalt war, so kalt, dass an den Fensterscheiben frühmorgens der hingehauchte Atem gefror, schließlich dann die Sonne ins Zimmer schien, für wenige Minuten einen Lichtstrahl genau auf das Bett warf. Dahinter, jetzt in Orange, eine Handvoll Schrebergärten, die Eisenbahnlinie mit ihren Masten und auch die Kirche, die gleich zur ersten Messe läuten würde. Im Schein des Fensters saßen wir dann, die Decke bis zum Kinn hochgezogen, bis uns warm wurde, ich weiß nicht, ob aus Einbildung oder dass die Sonne wirklich zu wärmen wusste. Zollerstraße. Einziges Mansardenzimmer, das ich je bewohnte. Unvergessen.
Heute habe ich daran denken müssen. Ich weiß nicht so recht, weswegen. Vielleicht, weil es der erste Morgen war, an dem ich die Scheiben freikratzen musste. Und später dann? Wie oft lag ich wohl dort, sah in den Nächten nicht länger zum Fenster, sondern einsam zum Giebel hinauf, beobachte reglos die vorüberziehenden Lichter, der mir fernen Stadtbewohner. Manchmal wusste ich nicht länger, ob ich mich nur nicht bewegen wollte oder wirklich nicht konnte; doch wozu auch und vor allem, wohin? Fort von hier, wäre doch noch immer fort von Dir gewesen. Anfangs habe ich auf Dein Klingeln gewartet, später dann auf gar nichts, wenn nicht vielleicht mein eigenes Verschwinden aus der Welt.
2023/10/19