Bei meiner Wanderung hinauf, kommt es mir munter entgegen, gleicht der Pfad mehr einem Bach, stellenweise schon fast einem Wasserfall. Schließlich, auf schneebedecktem Boden weiter oben, weiß ich zwischen den Felsen kaum wo hintreten; doch außer mir ist keiner hier – und damit bin ich richtig. Dann, kurz nach Sonnenuntergang, längst wieder auf dem Rückweg, leuchtet hinter dämmerblauem Nebel der Mond. Er, der mir sonst viel zu gerne schlaflose Nächte bereitet, weiß mich nun einmal nach Hause zu leiten. Dort, wo er steht, muss ich hin.
Mit dem ersten Schnee der Herbststürme wünsche ich mir nichts inständiger, als dass ich all die Orte meiner Reise noch einmal aufsuchen und die vergangenen Motive ein weiteres Mal aufnehmen könnte, nur eben jetzt, und zum Vergleich, mit dem Winterkleid. Noch die unscheinbarsten Erhebungen wirken auf einmal interessant, gleichen fast schon ihren großen Brüdern, deren Gipfel jetzt nur allzu gerne, ob für Stunden oder ganze Tage, ungesehen in den Wolken verschwinden. Alles könnte nun dahinter sein. Alles wird dahinter sein. Und hier, in dem, was ich sehen kann, ist es die Struktur, die sich gewandelt hat und von der ich meinen Blick nicht lassen kann; ganz abgesehen davon, dass ich Höhenunterschied und Jahreszeiten von Tal zu Gipfel schon allein den verschiedenen Farben entnehmen kann. Am liebsten würde ich jede Anhöhe erklimmen, um zu sehen, wie der Blick von dort, gleich ob weiter hinauf oder hinunter, zu Nachbarn oder Tälern, wohl sein würde. Wenn es nicht so kalt wäre – ich würde wohl bleiben. Vielleicht sogar auf unbestimmte Zeit, in der ich wieder und wieder in den Schnee hinausginge, bis ich tatsächlich daran glauben könnte, dass es von jetzt an für immer so bliebe. Wie sehr nur liebe ich sie – die Berge in ihrem Winterkleid.
2023/10/24