Gestern Abend erst von einer kleinen Reise angekommen, wütend über all die Einsamkeit, die hier wartet – und auch unterwegs nie so wirklich fern war. Am frühen Morgen mit einem Bekannten mit dem Mountainbike losziehen; ganz gleich welcher Wochentag überhaupt. Zusammen im Bäcker stehen, sich was gönnen. Mit wenig Geld, möglichst viel. Einladung für den Abend aussprechen, zu zweit nach Monaten meinen Geburtstag nachfeiern, den ich verschwiegen hatte. Mit dem Auto zum Supermarkt, die Fenster weit offen, die Musik aufgedreht. Verdammt heiß ist’s heute, Arm weit zum Fenster raus, ein seltenes Riesenlächeln im Gesicht. Musik. Musik! Die anderen Autos die Fenster schön geschlossen; zu neu, haben alle längst Klimaanlagen. Meines pfeift aus dem letzten Loch, der Rost frisst’s auf; was soll’s, hat mich weiter fortgetragen, als die meisten Menschen hier. Auch zur Arbeit; nur dass meine tausende Kilometer entfernt war, mal in dieser, mal in jener Richtung. Im Supermarkt knapp bei Kasse, gut, geht mittlerweile vielen so im besten Deutschland aller Zeiten. Badeshorts, dazu ausgerechnet ein T-Shirt, das mir meine Ex vor Jahren mal geschenkt hatte, seitdem ewig im Koffer lag und auf mich wartete. Darauf, schön geschrieben, „On Top Of The Mountains & Beneath The Stars“. Fühlt sich heute richtig an; vor allem, weil es von ihr ist. Unvergessen. Näher werde ich ihr nicht mehr kommen. Was soll’s, leben muss man. Irgendwie zumindest. Die Musik laut aufgedreht, wieder gurtlos zurück nach Hause, mein Arm im Wind. Wie ein König leben. Und wenn’s nur für Sekunden ist. Kaum Geld, meist einsam; dafür wenigstens frei, und halbwegs ungebrochen.
2022/06/10