Ich frage mich, was genau es in meiner Kindheit war, das mich glauben ließ, später einmal ein glückliches Leben zu haben. Ein Leben fern jeder Einsamkeit. Und als man mir dann schließlich sagte, dass ich einsam sein werde, war es längst zu spät. Schon zu weit war die Annahme gereift, dass ich ebenso glücklich und gemeinsam sein werde, wie jene Menschen um mich herum. Und auch wenn ich vielleicht niemals die konkrete Vorstellung eines Lebens hatte, so hätte ich doch nie für möglich gehalten, dass es einmal so sein wird, wie es das heute ist. Leben ohne überhaupt Leben zu sein. Und manchmal frage ich mich wie wohl ein anderer Mensch wäre, der erlebte und fühlte, was mich mein Leben lang begleitet hat. Aber wer hätte das schon können; geschweige denn, dass er das hätte wollen? Und jetzt frage ich mich, ob nicht der Glaube daran, dass man verstanden werden wird, die größte aller Lügen ist. Auch wenn ich mir vielleicht nichts sehnlichster wünschte. Aber vielleicht wäre mir auch lieber gewesen, dass man mir, als ich einst Kind war, gesagt hätte wie mein Leben sein wird. Mein Sohn, Du wirst einsam sein. So einsam, dass Du Dir wünschen wirst niemals geboren worden zu sein. Aber welcher Vater, welcher Vater würde das schon zu seinem eigenen Kind sagen?
2021/05/22