Gestern Nacht, eigentlich erst am Abend, doch mit kurz nach 8 Uhr bereits dunkel, gab es sich, dass ich die Milchstraße direkt und in aller Schönheit über mir hatte. Imposant, vielleicht umso mehr, weil es kalt war und nichts weiter zwischen uns stand – einmal abgesehen der ich weiß nicht wie vielen Millionen Kilometer und Jahre. Noch wenige Stunden zuvor, die Sonne gerade hinter einem der angrenzenden Berge verschwunden, stapfte ich im wüsten Geröll am Bergsee umher, suchte nach möglichen Blickwinkeln für etwaige spätere Aufnahmen. Weil es jetzt rasch kalt wurde, streifte ich mir eiligst eine Jogginghose über die Shorts bis über den Bund hinauf, stopfte noch dazu meinen Pullover hinein. Ich lachte, keiner konnte meinen Aufzug hier sehen, doch es erinnerte mich daran, wie Marie und ich manchmal, gleich des damals so häufigen Novembernieselregens, spät in der Nacht noch für einen Moment nach draußen gegangen waren, vielleicht zur nahen Eisenbahnbrücke, um die Züge unter uns hindurchrauschen zu hören. So lange, bis wir wussten: jetzt ist es gut, jetzt ist Zeit für Nacht und Träume (dabei hatten wir ja eigentlich gerade eben längst schon geträumt). Nun, lange ist das her, ich weiß nicht, vielleicht fünf, vielleicht zehn Jahre, und ich fragte mich, wie alt ich denn nun eigentlich bin, der ich hier gerade fröhlich und unbekümmert umherstapfe. Dass das nicht weiter wichtig sei, sagte ich mir und ließ das Rechnen sein, bin ich doch längst noch der alte. Einer, auf den man zählen könnte; und ebenso einer, der schon damals nicht fürchtete, alleine unter den Sternen zu liegen. Ich glaube: ich liebe die Einsamkeit dafür, dass sie zeitlos macht. Vor Dir selbst, bist Du einzig, was Du lebst.
2023/10/11