Und was, wenn es ein und derselbe Moment gewesen war? Nur dahinter, im Verborgenen, zwei verschiedene Leben. Vielleicht eines, das aufhört, und eines, das beginnt; vielleicht aber auch nur ein Erträumtes, und das Wirkliche. Welches davon weniger dadurch bedingt, wer wir waren, als wir ihn erlebten, als wovon wir träumten.
Da war doch etwas, zwischen uns, oder? Ich meine, die Art und Weise, wie Du mich angesehen hast. Dort, in der Nacht, im Licht der Straßenlaternen. Wir ganz allein, zwischen großen Linden und schlafenden Häusern, vereinzelt Sterne darüber. In diesem Augenblick, in dem ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass ich all das hätte behalten, mir bewahren können. Für den Moment nach diesem Moment; und überhaupt für das Leben, das unweigerlich folgt und folgen wird. Und ich weiß, nach außen hin war nichts, nichts weiter als ein Blick. Aber es war Dein Blick. Dein Blick, mit dem Du ausgerechnet mich angesehen hast. Von allen. Sieh mal, es hat sogar Sterne, hatte ich nur verlegen zu sagen gewusst und in den Nachthimmel hinaufgezeigt. Aber Du hast nicht die Sterne, sondern mich angesehen. Und als ich wieder durch die Nacht nach Hause bin, fragte ich mich, wie ich zurückkehren könnte. Zurück an diesen Ort, diese Stunde, diesen Moment. Zurück zu Dir. Doch selbst, wenn ich umgedreht wäre, hätte ich ja doch nichts mehr von uns wiedergefunden, war doch längst alles fort, still und verschlossen. Ich hätte nur alleine zwischen den Häusern Fremder gestanden und mich gefragt, ob ich nicht vielleicht alles nur geträumt hatte; oder es gar noch immer tue.
2022/08/24