Ein weiteres Mal stieg ich ein, und fuhr, fuhr immerzu und immer weiter in einem dreiviertel Tag aus einem Land hinaus, quer durch ein weiteres und in den frühen Morgenstunden in ein drittes hinein. Dann war ich angekommen, stieg aus, um mir die Beine zu vertreten, wieder ein und legte mich noch für einen Moment schlafen. Unzählige Male habe ich diese Fahrt bereits getan; und es gibt kaum einen Abschnitt, der mir nicht längst bekannt vorkäme, wenn es dann an der Zeit ist, dass er vor mir auftauchte. Und ich erinnere mich besonders bei einem davon, wie ich schon einmal dort vorbeigekommen war, nur in umgekehrter Richtung. Schlaftrunken war ich ausgestiegen, hatte mir in der stillen Nacht, unter den Sternen nur ein Hauch von Licht eines fernen Dorfes, die Beine vertreten, war langsam zu mir gekommen, hatte für einen Augenblick geschwankt, darüber gelacht, war wieder eingestiegen und weitergefahren. Die Wahrheit ist: nie ist die Welt so verlassen wie in jenen frühen Morgenstunden. Und doch war mir gerade dieses Mal unbegreiflich, wie all das, die Stunden und hunderte Kilometer, an mir vorüberziehen konnten, mir die Zeit nicht einmal lang oder gar eine Last geworden war, denn so vieles davon verschwand in der Nacht, so spurlos als wäre es nie gewesen. Ich war eingestiegen, und angekommen; und als Zeuge diente einzig die salzige Meeresluft, die ich von nun an atmete.
Ich gebe zu, es hat ein wenig länger gedauert, ein Gefühl des Angekommen-seins auf dieser Reise zu erlangen, doch ist der Unterschied nun spürbar. Die Zeit, bestehend aus Tagen und verschiedenen Orten, weiß sich nun endlich mühelos aneinander zu fügen, das Warten auf Sonnenauf- und Untergänge ist mir nicht länger nur ein Bloßes, beinahe Unangenehmes, sondern selbst ein Teil der Reise. Vielleicht war es das vorangegangene Wetter – mein Fotografieren wiederholt verhindernd – vielleicht auch einfach eine Art Unruhe, die ich noch bei mir trug und erst ihr Ende zu finden hatte. Heute Morgen, noch ganz in der Früh, nicht gänzlich motiviert, müde wie ich noch war, stieg ich nichtsdestotrotz ein weiteres Mal im Taschenlampenlicht die Klippen hinab, wartete dort in der anfangs noch farblos schwarzen Dunkelheit auf Dämmerung und Sonnenaufgang. Friedlich war das, alleine dort auf Felsen zu sitzen, nur die Brandung zu Füßen. Bei meinem Aufstieg wenig später, stieg auch die Morgensonne beinahe zeitgleich über die Hügelkette, die hier im Landesinneren die Küste säumt; und auf ein Pferd stieß ich, das dort stand und wartete. Wartete, vielleicht auf mich? Ein schönes Tier; und ich verfütterte rasch ein Bündel Gras, murmelte einen Gruß und stapfte weiter (es stimmt, auf der anderen Seite war das Gras wirklich grüner).
2025/03/06