Jedes Bild, ein Sekundenbruchteil. In seltenen Fällen, wenn es dämmert oder mich der Wolkenzug in seinen Bann zieht, auch komprimierte Sekunden und Minuten. Doch dahinter, die Stunden und Tage, in denen ich darauf wartete. Manchmal auch Jahre, in denen ich Ort und Vorstellung mit mir herumgetragen hatte. Eine weitere Ebene dahinter, viel versteckter, auch mein Leben. Dass ich mir nicht immer aber oft gewünscht hatte, es hätte auch ein wenig von ihrem. Ein schönes Bild, sagen sie und wenden sich ab. Ich habe mein Leben dafür gegeben, entgegne ich, auch wenn das nicht ganz stimmt, schließlich lebe ich noch und schien ohnehin keine Wahl zu haben. Einen zweiten Blick werfen sie nun darauf, ein wenig länger sogar, doch runzeln sie die Stirn. Jetzt kann ich sehen, was sie sehen, weil ich es selbst sehe, immer schon getan habe. Ich denke mir dasselbe wie sie: Was wir sehen, ist nicht genug. Weder genug für ein Leben, noch überhaupt. Nur, anders als sie, habe ich jeden Tag mit dem Wissen gelebt, dass nichts, das ich tue, je genug sein wird. Nicht genug um zufrieden zu sein, nicht genug um glücklich zu sein, nicht genug um geliebt zu werden. Nicht einmal genug für das, was ich tue. Aufgehört habe ich trotzdem nicht, was hätte ich auch sonst tun sollen.
2022/09/21