Miteinander zu schreiben, heißt sich zu erzählen, dass man an- und voneinander gedacht und geträumt hat. Briefe, vor allem aus der Ferne, sind damit immer auch ein Wagnis, vielleicht sogar Geständnis. Darin, ein wenig verborgen und insgeheim doch sichtbar, die Frage und innige Hoffnung, dass all das auf Gegenseitigkeit beruhen möge. Wenn ich Dir also schreibe, lehne ich mich damit gleichsam aus dem Fenster, begebe mich hinein in unbekanntes Terrain. Und noch während Du von alledem unbemerkt weiter Dein Leben lebst, mein Brief unterwegs zu Dir ist und ungewiss bleibt, ob er sein Ziel überhaupt je erreichen wird, ist’s mir doch für einen Moment so, als würden wir beide wieder, ganz wie in früheren Tagen, in stiller Vertrautheit zusammen sein. Und eben deshalb sind und bleiben Briefe für mich immer mehr als nur ein Gespräch. Ich kann und will träumen darin. Gleich, ob von Dir, dem Leben oder der Sehnsucht. Und geträumt habe ich, wieder und wieder. Diese wenigen Tage, in denen ich auf eine Antwort wartete und es doch nicht tat, sind mir immer die liebsten gewesen sind. Alles schien mir möglich darin, und ich war glücklich darüber erzählt zu haben.
2022/02/15