Als ich fühlte wie sie, ohne zu sein wie sie, weinte ich darum, kein Mensch zu sein.
Worum weinte sie, als sie in die Wohnung zurückgekehrt war und sie verlassen vorfand? Sie, die sie doch in jeder der wenigen Minuten, in denen sie mich zurückgelassen hatte, wusste, dass ich nicht mehr da sein würde. Sie, die sie mich fragte, doch die Antwort längst wusste. Und ich, worum weinte ich, aus der Ferne, das erste und einzige Mal in meinem Leben? Weinte ich nicht nur, weil ich uns von außen sah? Nicht, weil ich es war, dem all das widerfuhr, nicht, weil ich der Schauspieler war, der es spielte, sondern weil ich einem anderen dabei zusah und mir ausmalte, wie es wäre, sie zu sein. War es nicht in diesem letzten Moment die einzige Möglichkeit, einmal wie ein anderer Mensch zu fühlen? Und doch weinte ich nicht an ihrer statt, sondern um mich, erkannte ich doch in alldem selbst kein Mensch zu sein.
2023/02/11