Dies, mein Sohn, ist der einsamste Ort der Welt, sagte mein Vater, vor mir kniend, meinen Kopf in seinen großen Händen, ihn für einen Moment sanft hin und her schwenkend, wie um mir, Kind wie ich war, verständlich zu machen, dass er nicht das Fleckchen schmutziger Erde meinte, auf dem wir standen, sondern das, was er in den Händen hielt – meinen Kopf; und damit mich. Dass der kein Ort sei, auch nicht und nie sein könnte, wollte ich entrüstet und eine Spur verunsichert einwenden, doch flüsterte er bereits, dass es einen anderen Ort mit Sicherheit nicht gäbe, zumindest nicht für mich. Du wirst nach Orten suchen, die weniger einsam sind – und nichts finden; und Du wirst nach jenen suchen, die einsamer sind – und auch das nicht finden, stellte er klar. Was Du findest, bist immer Du selbst. Dann stand er auf, klopfte sich ungeduldig den Staub von der Hose, nahm mich mit einem Ruck auf seine Schultern hinauf und murmelte, dass wir jetzt einfach nur so tun müssten, als wüssten wir nichts davon. Von dort oben sah ich die Welt, doch sah ich sie durch mich. Und auch wenn ich mich sicher fühlte, hier bei ihm, wusste ich zugleich, dass ich verloren war. Bis heute ist es mir nicht anders ergangen; und ich frage mich, ob seine Offenheit nun weise war – oder ein Fluch blieb. Für mich, für ihn, für alle, die ich kennen sollte. Ich glaube, mein Vater verstand die Welt, doch nicht sich selbst; vielleicht aber auch genau umgekehrt.
2024/02/25