In der Nacht, alleine am Meer, scheint mir die ganze Welt fern. Aber nicht so, dass es mich stören würde, sondern als wär’s das größte Glück der Welt. Und Du, glaubst Du, dass es so etwas tatsächlich gibt? Ich meine, das größte Glück der Welt. Glaubst Du das?
Kennst Du sie, diese Nächte, Nächte am Meer, in denen selbst der nächste Leuchtturm, gleich wie unbeirrt er seinen Lichtkegel wieder und wieder auswerfen mag, nicht minder fern scheint wie Mond und Sterne? So fern, wie überhaupt alles,- und ein jeder? Küstennächte sind das, denen vorangegangen war, dass ich kurz nach Sonnenuntergang die Klippen hinaufwanderte, dort oben wieder auf Zivilisation stieß, doch abgesehen von etwas Hundegebell alles weit und breit verlassen vor mir lag. Frühling war’s, die Luft kühlte rasch ab, war klar und doch lag der Duft der Wiesen, der Wälder und des Meeres darin. Dann, die Fahrt zu einem unweit gelegenen Ort, den ich mir für die Nacht auserkoren hatte. Ich kam an, aß im letzten Dämmerlicht zu Abend, ließ Blick und Gedanken schweifen, von mir bis zum Horizont hinaus – und manchmal auch wieder zurück. Schließlich schlief ich ein, das Meer dunkel und schwarz, doch das Rauschen bestimmt genug, um über jeden Zweifel erhaben zu sein. Ganz gleich, wie oft ich in der Nacht aufzuwachen vermochte, für einen Moment nach draußen sah und mich der Welt und meiner selbst vergewisserte – es hat mich nie gestört, im Gegenteil, wollte ich doch keine der Nächte versäumen. Diese absolute Form von Einsamkeit, die nur das Unterwegssein zu geben vermag, hat sich längst in mich eingebrannt, schien mir doch die ganze Welt fern. In der Nacht, alleine am Meer.
2023/03/17