Und gewartet, gewartet habe ich. Vielleicht darauf, dass nie wieder etwas anderes geschehe.
Dort, verstreut zwischen dem Ufer und einer Handvoll alter Weiden, hast Du mich das erste Mal angesehen, so als wolltest Du mir einen langen Brief schreiben, mir stumm erzählen, wovon Du wohl glaubtest, es mir nicht einfach sagen zu können, gleich wie geduldig wir voreinander standen, ohne uns weiter zu rühren. Vielleicht warteten wir darauf, dass irgendetwas geschähe, vielleicht ein Vogel, der plötzlich des Fliegens überdrüssig wäre und vom Himmel fiele, ein Wind, der uns geschwind in ferne Länder mitnähme oder schlicht jemand, den einer von uns beiden flüchtig kannte, hier vorüberkäme und in das, was auch immer wir da gerade taten, hereinbräche. Passiert ist nichts davon; und ich weiß auch gar nicht, ob es wirklich etwas geändert hätte. Ohnehin, ich mochte das, mochte es viel zu sehr diesen langen Blick fest auf meinem Gesicht zu spüren, angesehen zu werden, so als sähest Du einmal wirklich mich; und auch ein wenig, als könnte da etwas zwischen uns sein, das über das Bekannte, uns Vertraute hinausginge, auch wenn ich mir nicht sicher war, ob es ein Ende oder Anfang sein würde. Es schien mir, als hätte ich nur meine Hand danach ausstrecken müssen, hätte Dich nur ein einziges Mal berühren müssen. Und ich wollte, wollte das Zögern mit einem Satz, einer Zeile überspringen, doch wie, wenn ich mich längst in diesen Blick verliebt und ihn für nichts auf der Welt wieder hatte verlieren und hergeben wollen. Stattdessen habe ich geschwiegen, und ihn ebenso still und gespannt erwidert. Und gewartet, gewartet habe ich. Vielleicht darauf, dass nie wieder etwas geschehe, konnten wir doch anders gar nicht sein. Und dann hast Du doch etwas gesagt. Du. Bist niemand. Zum Lieben.
2024/03/17