Noch in der Abenddämmerung trete ich aus der Bahn hinaus in die Kälte. Der Himmel leuchtet in seinem letzten Rot, wie er es nur an eiskalten Wintertagen wie diesem tut. Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, dass ich mich auf der alten Steinernen Brücke wiederfinde. Ich halte inne, lehne mich an den Stein und sehe stumm auf alles vor mir. Ich blicke aus mir hinaus wie ich es schon vor einem Jahr tat. Der Mond geht hinter kahlen Bäumen und Häusern auf, groß, hell und unendlich orange
Ich könnte ewig stehen, nichts anderes tun als zu sehen. Doch ich weiß, dass solange ich hier auch stehen mag – es wäre doch nie genug. Ich erinnere mich, doch stelle ich keine Fragen mehr nach dem Wozu, und Weshalb. Wieso all die umhereilenden namenlosen Gesichter, wieso die großen Brücken und herrschaftlichen Häuser. Wieso die Lichter der Straßenlaternen und Autos, die bunten Farben im sonst pechschwarzen Wasser unter mir.
Ich frage nur, mein Mondmensch, hast Du den Mond gesehen heute?
2019/01/21