Hätte ich gewusst,
dass ein neues Leben hier beginnt,-
ich wäre wohl stehengeblieben
und hätte ein letztes Mal zurückgeblickt.
In wenigen Tagen wird eine der gelungensten Reisen, die ich in den letzten Jahren unternahm, zu Ende gehen. Etwas über einen Monat, tausende Kilometer, unzählige Orte und Gegenden. Ich weiß nicht genau weswegen, doch es war mir gelungen schneller als sonst in der Reise, und dem ausschließlichen Mit-mir-selbst-Sein anzukommen. Vielleicht, weil ich dort, wo ich war, so viel Freiraum fand. Vielleicht, weil das Wetter es zuließ, dass ich immer mal wieder fotografieren konnte. Vielleicht auch, weil die Berge bei meiner Anreise noch Schnee trugen; und es kaum einen schöneren Anblick gibt. Ich vermisste nichts und niemandem, verstand nur, dass es auch Zuhause, wenn der Frühling naht, manches geben wird, das ich gerne tun werde – nach einer Rückkehr aber wohl schnell wieder unglücklich sein würde. Ich war an Stränden und Buchten, in einer wüstenähnlichen Gegend und stapfte sogar durch letzten Schnee, als ich die Geburtsstätte meines zweiten Lebens, einen abgelegenen Bergpass, aufsuchte. Ich erinnere mich an kein Gespräch, das ich geführt hätte; schon die verschiedenen Sprachen standen regelmäßig zwischen uns. Ein Arbeiter, der zu verstehen gab, dass ich mich hier nicht aufhalten dürfe, ein Schafhirte, der am Abend wie ich den Berg hinabstieg, ein Fischer, vor dessen Hütte ich für einen Moment ruhte und auf das Meer hinaussah, ein Sammler von Strandgut, der mir eine Flasche aus Fernost zeigte, und ein Wanderer, der mich mit Gesten nach einem kurzen Blick auf Bilder bat, die ich an Klippen, wohin er nicht gelangen konnte, aufgenommen hatte. Verstanden habe ich, wie unendlich wertvoll es ist, in einer Reise restlos angekommen zu sein; und es schmerzt ein ums andere Mal, dass ich es ebenso wieder verlieren werde. Fehlen werden mir vor allem die Nächte. Egal, ob die stillen, wenn ich das Meer leise rauschend vor mir erahnte, oder die lauten, wenn ein Sturm tobte.
2023/03/27