Noch immer erinnere ich mich gut daran, wie das gewesen war, vor etwa fünf, sechs Jahren. Man schrieb sich, meist spät am Abend, nachdem man von viel zu langen und oftmals ermüdenden Vorlesungen endlich nach Hause gekommen war und nun bei einem Happen zu essen mit dem Notebook in der kleinen Küche saß. Oder an Samstagmorgen- und Abenden, kurz nach der Rückkehr von kleineren Streifzügen und nun jede Menge zu erzählen hatte. Erzählungen von schönen Orten in der Umgebung, unerwarteten Alltagsbeobachtungen, Erinnerungen und Träumen oder gar Geheimnissen, die man unbedingt vom anderen erfahren wollte. Schön war das gewesen, sich so zaghaft und überlegt kennenzulernen und mit jedem Wort, geschrieben wie gelesen, mehr und mehr ineinander zu wachsen. Seitenlange E-Mails, ganz fern heutiger Kurznachrichten, die nicht weniger liebevoll verfasst wurden als handgeschriebene Briefe. „Eine neue Nachricht“ im Postfach, bedeutete doch so oft Herzklopfen und riesige Vorfreude. Besonders dann, wenn der immergleiche Alltag zwischenzeitlich einmal wieder überhandgenommen hatte und es viel zu lange still gewesen war. Mit etwas Glück, eigentlich unendlich viel Glück, schien man stärkere Gefühle füreinander zu entwickeln. Schließlich stand sie dann im Raum, die Frage und Unsicherheit, ob man sich, wenn man sich denn nun tatsächlich einmal treffen würde, mögen und mindestens ebenso viel zu sagen hätte.
Ich weiß nicht so recht, was genau sich seitdem verändert hat, dass mir selbiges heute unmöglich scheint. Bin ich es, der sich verändert hat? Oder doch die Welt um mich herum? Finden wir uns einfach nicht, oder haben wir zu wenig gemein, um aufeinander zu stoßen? Vielleicht bestand der Unterschied auch weniger in meinem Gegenüber, als dass ich einfach daran glaubte, dass wir tatsächlich zueinanderfinden würden. Ich glaube begonnen hatte es immer mit der Hoffnung. Und die Hoffnung, sie war es, die dann, manchmal auch ganz unbemerkt, in den Glauben an ein Uns übergegangen war. Versucht habe ich es seitdem immer wieder, vor wenigen Jahren zumindest noch. Es hatte leider nie lange genug angehalten, noch sich richtig angefühlt. Vielleicht schienen auch die Voraussetzungen die falschen, oder schlicht nicht gegeben zu sein.
Aber schön war das damals, das Miteinander Schreiben. Es fehlt mir, so wie mir vieles fehlt.
2021/08/15