Lieber (…),
vielleicht geht es uns beiden manchmal ähnlich, dass uns Erinnerungen beschäftigen, die wir mit niemandem so recht teilen können (ganz abgesehen davon, dass wir selbst auch zum Vergessen neigen). Ich glaube es ist nicht weiter wichtig, ob es Erinnerungen an Ereignisse sind, die man von vornherein alleine erlebte oder ob die Menschen, mit denen man sie erlebte, nicht mehr greifbar sind. Ich denke auch Erinnerungen sind eine Form bzw. ein Teil von Einsamkeit.
Ich für meinen Teil habe mir angewöhnt manche meiner Gedanken zu notieren. Eine regelrechte Sammlung habe ich mittlerweile. Sinn und Zweck ist, abgesehen vom Prozess des Schreibens selbst (auch wenn das Schreiben manchmal Lüge scheint), ein Abbild davon zu schaffen, wer und wie ich gewesen bin. Auch wenn ich zuweilen daran zweifle, sage ich mir doch, dass nicht wichtig ist, ob es gut oder schlecht ist, was ich schreibe – wichtig ist allein, dass es wahr bzw. Mein ist.
Insofern, ich denke Erinnerungen niederzuschreiben ist ein guter, vielleicht der einzige Weg, um mit dem umzugehen, von dem Du mir gestern erzählt hast.
Noch im September 2018 notierte ich Einsamkeit sei eine Erinnerung. Rund ein Jahr später, dass es die Zeit sei, die Schatten werfe. Und nun, weitere zwei Jahre später, ergänzte ich, dass es die Seele selbst sei, die diesen Schatten werfe. Und es eben deshalb auch gleich sei wohin man gehe – sie bliebe ja doch immer bestehen, die Einsamkeit.
Vielleicht kann man sagen, dass zu leben bedeute das Unmögliche zu versuchen – was auch immer das Unmögliche sein mag.
2021/08/18