Guten Morgen, Herr Fuchs, sage ich.
Der Herr Wanderer, schönen guten Morgen, sagt der Fuchs.
Fuchs, wo ist die Gans geblieben, frage ich.
Welche Gans, bin keiner begegnet, antwortet er.
Ich seh‘ schon, Du bist Dir selbst der beste Anwalt. Aber was ist mit den Federn an Deinem Maul, frage ich.
Der Fuchs fährt sich eilig mit der Zunge über’s Maul, sagt, welche Federn, ich seh hier keine.
Hast Recht, sage ich, insgeheim lächelnd, habe ich doch genau gesehen, wie er rot geworden ist, auch wenn da gar keine Federn waren.
Bauer Helmut hat schon wieder nach Dir gefragt, sage ich.
Ach, hör mir bloß auf mit Bauer Helmut, hab genug damit zu tun drei Mäuler zu stopfen, sagt er.
Und die werte Gattin, Frau Fuchs, hat sie sich gut eingelebt, frage ich.
Hat sich in die Vorstadt davongemacht, will sich neu verlieben, hat sie gesagt, sei ihr zu einsam hier draußen mit mir.
Das tut mir leid, mein Freund, sage ich.
Ach, weißt doch wie’s ist, murmelt der Fuchs.
Vielleicht sind ja die, denen wir egal waren, das Wichtigste; zeigen sie uns, wie das Leben hätte sein sollen, sage ich tröstend.
Vielleicht, aber was hilft das schon, entgegnet er und fragt, nach kurzem Schweigen, wie es mir denn gehe.
Naja, ging mir schon besser, antworte ich.
Verstehe, ist eben alles nicht so einfach, sagt der Fuchs und räuspert sich.
Dann will ich Dich mal nicht weiter aufhalten, schön Dich gesehen zu haben, sage ich eilig, bevor wir beide noch das Weinen anfangen.
Mach’s gut, lieber Herr Wanderer, sagt der Fuchs und verschwindet mit einem Rascheln im Wald.
Mach’s Du auch gut, murmle ich und stapfe selbst meines Weges.
Manchmal wünschte ich mir, ich hätte Dir Herrn Fuchs vorstellen können. Andererseits, vermutlich machst Du Dir aus solchen Begegnungen längst nichts mehr.
2022/07/09