Ich lerne Dich kennen, Du gefällst mir, ich gefalle Dir nicht, wir gehen auseinander, Du fehlst mir, wir sehen uns nicht wieder, Jahre vergehen; und alles wiederholt sich. Ich weiß nicht, ob das nun Leben ist.
Wenn ich wieder einmal mit jemandem auseinandergehe, zähle ich die Tage und Wochen, seit wir uns begegnet waren. Eine Woche, ein Monat, ein Jahr, ein Leben. Ich vergesse nicht, doch protestiere ich auch nicht mehr. Vielleicht hatte ich, als ich es noch tat und mich bemühte, nicht einmal selbst daran geglaubt, es aber nicht anders können. Sehnsüchtig, wie ich war. Ich bleibe stumm, zähle und zähle. Und weil längst alles nichts Konkretes mehr ist, vielleicht auch gar nicht mehr sein kann, fehlten mir schon flüchtige Bekanntschaften, so als hätten wir uns tatsächlich ein ganzes Leben lang gekannt. Ich verspürte nach ihr, und den wenigen Worten, die wir miteinander gewechselt hatten, nicht weniger aufrichtig Sehnsucht. Weil mir alle gleich fremd sind, sind sie mir ebenso gleich nah.
2022/09/10