Die ersten Schritte im frisch gefallenen Schnee enttäuschen nicht, haben auch mit der Zeit nichts ihres ursprünglichen Zaubers eingebüßt, vielleicht sogar von Jahr zu Jahr, mit jeder Einsamkeit, ein wenig dazugewonnen, während außen herum nahezu alles andere an Glanz verlor. Und auch wenn ich mir geschworen hatte, keine Spuren zu hinterlassen, die ein anderer sehen könnte, sind meine Schritte im Schnee vielleicht die einzige Ausnahme, die ich mir zugestehe, werden sie kaum lange genug bestehen bleiben, um entdeckt zu werden, sind sie doch ebenso vergänglich und anonym wie schon mein ganzes Dasein.
Ich grüble manchmal, wem ich schreiben könnte, gerade an einem verschneiten Wintermorgen wie dem heutigen, doch will mir niemand einfallen, gleich wie viele Jahre meiner Vergangenheit ich durchforste. Vielleicht ist es ein Segen, dass wir uns nicht länger begegnen, würde ich mich doch andernfalls an meine Verfehlungen erinnert fühlen. Allen voran, die größte aller Verfehlungen, empfunden zu haben. Nicht selten glichen meine früheren Bestrebungen zu sehr denen eines Schulkindes, das, nicht ohne eine Spur von Verzweiflung, um Anschluss suchte, doch dabei verkannte, dass es anders ist, und anders bleibt, und es nichts der Welt wert ist, sich selbst zu verleugnen. Nicht etwa, weil es falsch wäre von Zweisamkeit zu träumen, doch nur falsch sein kann, auch an sie zu glauben, und tatsächlich nach ihr zu suchen.
2023/01/22