Gemeinsam Sonnenuntergänge zu betrachten, macht noch lange kein Leben, nicht? Auch wenn ich selbst längst danach gelebt habe.
Kürzlich bin ich ins Gespräch mit einem älteren Herrn, einem Grundstücksbesitzer am Flussufer, gekommen. Er meinte Kinder würden hier am Rande seiner Wiese zuweilen Staudämme am Bach bauen, die für Überschwemmungen sorgen würden. Ich grinste, sagte zu ihm, dass ich das auch immer gerne getan hätte. Da gestand er lachend und zu meiner großen Überraschung, „Ha, ich ja auch, aber …“. Da war er mir augenblicklich sympathisch geworden. Weil: Staudämme haben wir sicher alle gerne einmal gebaut. Und das nicht und nie zu vergessen, scheint mir wichtig.
Mich selbst hatte das dann aber daran erinnert, dass ich vor etwa vier Jahren, als ich das letzte Mal mit meiner früheren Freundin und überhaupt so richtig mit jemandem zusammen gewesen war, an einem Wochenende auch einen solchen Staudamm gebaut hatte. Es war Frühling; wir waren durch meine Heimat gefahren und ich hatte ihr verschiedene meiner Lieblingsorte gezeigt. Radfahren in einem nahezu der Natur überlassenen Flusstal, unter großen Bäumen wandern am Südhang, im Schlosscafé bei einem leckeren Eis in der Sonne sitzen, und eben auch ein kleiner, spontaner Staudammbau am kühlen Bach (davon gibt es sogar ein Foto).
Heute weiß ich, dass das, so schön es für mich auch gewesen war, nicht für ein gemeinsames Leben mit mir gereicht hatte. Ich weiß nicht, vielleicht amüsiert mich das sogar. Eine gewisse Ironie ist schon darin, oder? Ich meine, ich frage mich dann wieso es so ist, dass der Mensch, der mir damals zumindest halbwegs noch etwas bedeutet hatte, ausgerechnet der war, dem das Zusammensein mit mir nicht genügte. Glücklicherweise verbringe ich meine Tage auch heute noch auf diese Weise; nur eben meist alleine.
Ich weiß nicht, was andere Leute über ihr Leben sagen würden. Über meines würde ich aber sagen, dass ich stets unterwegs gewesen bin. Im Großen, wie im Kleinen.
2022/03/24