Abends, wenn ich auf der Eisernen stehe, Fluss und Stadt unter wie vor mir, gebe ich an manchen Tagen nur vor mir den Sonnenuntergang anzusehen. Viel lieber betrachte ich still die zahllosen Menschen, die da an mir vorübereilen. Auf Rädern, und zu Fuß. Meist zu zweit, manchmal zu mehrt – und selten, ganz selten auch alleine. Ich betrachte sie ungestört, für die wenigen Sekunden, die ihnen und mir verbleiben. Das alles führt zu nichts Konkretem. Ich finde zu nichts, auch zu keinem Gedanken. Aber müde, müde werde ich es lange nicht. Und heute, heute trug ich einmal Rilke statt der Musik fest bei mir.
„Du, der ich’s nicht sage, dass ich bei Nacht
weinend liege,
deren Wesen mich müde macht
wie eine Wiege.
Du, die mir nicht sagt, wenn sie wacht
meinetwillen“
[Rainer Maria Rilke]
Ich bin einsam, aber nicht allein. Nicht so lange es Musik, und das geschriebene Wort gibt.
2021/07/28