Wenn Du wüsstest, wie schön es hier ist,
– bliebst Du ja doch nur fern,
fern von hier und mir.
Nicht sonderlich guter Dinge war ich dieser Tage. Mein ständiges Umhereilen mit der Kamera hatte mehr und mehr etwas von einem Psychopathen, trieb mich stellenweise in die Erschöpfung und noch dazu war ich alles andere als zufrieden mit meinen bisherigen Ergebnissen. Doch, bei all dem Frost, der so schön wie selten zuvor ist, kann ich kaum verzichten, will viel zu sehr, dass es mir gelingt, all das auch auf Bilder zu bannen. Noch heute Morgen dann, von der frühen Dämmerung an beginnend, war ich wieder unterwegs, doch Freude bereitete es mir wenig – der Wind, er zerstörte jedes Bild, das ich nur zu gerne umgesetzt hätte. Gehasst habe ich ihn, gehasst wie selten etwas zuvor. Später dann, kurz vor Mittag endlich wieder zuhause angekommen, war ich doch nach kurzer Zeit erneut losgezogen, zurück zu einem Baum und Berg, an dem ich erst gestern am Nachmittag ein weiteres Mal gewesen war. Und weißt Du was? So schön war es, dass ich kaum mehr Böse sein konnte. Alles, was gestern noch kahl und trist vor mir gelegen hatte, allenfalls von Schneeresten hier und da weiß gesprenkelt, war nun längst wieder von Frost überzogen. Wie Puderzucker, nur Unmengen davon. Und ja, das versöhnte mich, versöhnte mich ungemein mit allem. Einer, der fast schon psychotisch mit der Kamera umherzieht, mag ich sein, doch all das führt zuweilen auch zu etwas. Kurz vor Ende meines Ausflugs, vom Nebel in die letzten Minuten Sonnenschein aufgestiegen, fand ich gar einen neuen Aussichtspunkt, eine Bank dabei, das Nebelmeer darunter. Vielleicht ein neuer Lieblingsort. Was ich nun mache, mit all den Orten, die ich hier kenne? Dasselbe, wie mit allem anderen auch. Selbst, wenn Du wüsstest, wie schön es hier ist, bliebst Du ja doch fern, fern von mir.
2024/12/30