Was bleibt,
wenn es still ist,
in und uns herum?
Melancholie, sie ist, was im Stillen vom Leben, und uns selbst übrigbleibt. Nicht selten, vielleicht gerade auch dann, wenn es nicht viel scheint, was da vor unserem kritischen Auge von uns selbst bestehen bleibt – gleich, ob es nun Errungenschaften sein mögen, die plötzlich allzu kümmerlich daherkommen, oder aber Verluste, die nun umso schwerer wiegen -, ist sie auch das widersprüchliche Empfinden, ein anderes als das eigene Leben zu verspüren. Eines oder gar mehrere, deren Wesen und Herkunft ungewiss, gänzlich erdacht und erträumt sein könnten. Unsichtbare Spuren, die hin und wieder aus der Dunkelheit hervortreten, nach Aufmerksamkeit verlangen und uns zuweilen gar zu sehr zu fesseln, regelrecht zu lähmen wissen. Doch würden wir ihnen folgen können, verliefen wir uns schon kurz darauf, würden immerzu im Kreis umherirren und am Ende doch nur wieder zu uns selbst gelangen. Sie, die scheinbar nirgendwo so wirklich beginnen und enden, deren Anfang und Ende wir vielleicht schlicht selbst bleiben, wie dass wir zuweilen gar zu der seltsamen Auffassung gelangen könnten, sie gingen auch darüber hinaus, hinein in etwas, das wir unmöglich zu fassen bekämen. So, als versuchten wir gar ernsthaft, den eigenen Schatten einzufangen.
Und Melancholie, sie ist eben dieser rätselhafte Schatten, wenn es einmal still ist, in und um uns herum, der auf die leiderverlorenen, längstzurückgelassenen und niedagewesenen Leben fällt. Einer, den wir, gleich welcher Anstrengungen, weder einholen noch abschütteln, weder vergessen noch zur Rede stellen vermochten, denn er ist immer gerade so weit weg, wie es dazu nötig ist. Wenn sonst nichts bleibt, und wir alleine, unendlich alleine mit uns sind, ist Melancholie es, die uns, gewisser denn je, begleitet.
2024/11/03