Dass ich vor fünf Jahren ein ganzes Leben zurückgelassen habe, begriff ich heute, scheinbar von einem auf den anderen Moment. Doch wenn ich ehrlich bin, existierte schon damals von diesem Leben kaum noch etwas anderes als meine eigenen Erinnerungen daran; die Menschen, die es bestimmt und zu meinem Zuhause gemacht hatten, waren längst daraus verschwunden. Und doch, wie könnte ich Dir näher sein, wenn nicht dort? Wenn ich wieder all die Wege gehe, Sonnenuntergängen und Sommergewittern dort beiwohne, wo wir es einst taten? Ich fürchte nur, dass es mich gar nicht dorthin trägt, weil ich etwa versuchte, wieder einmal glücklich zu sein, sondern nur, weil ich erfahren möchte, wie es ist, von einer in eine andere Einsamkeit zu wandeln. So, als hätte sie dort die ganze Zeit auf mich und meine Rückkehr gewartet, würde, gleich ob nach Monaten oder Jahren, noch immer sein, wo kein anderer steht. Das ist, was ich herausfinden möchte.
Weißt Du, wie das ist, monatelang Tag für Tag auf eigenen Füßen zu stehen, doch dann, fast unerwartet, wieder einmal für wenige Stunden gemeinsam unterwegs zu sein? Ausgerechnet an einem Sommerabend, später Abenddämmerung sogar, die sich leise auf Land und Landschaft legte, wir darunter zwischen Wald und Feldern? Weißt Du, was das bedeutet, wenn einem die Sommerabende so sehr gefehlt hatten, dass es Dir unmöglich schien, hinauszugehen, Du sie stattdessen immer nur hinter Fenstern gesehen hattest, um nicht zu sehr an früher erinnert zu werden?
2024/07/28