Eine Fernbeziehung zerbricht. Der eine, der geht, verschwindet zurück in seine Stadt. Für ihn scheint es zwar ein Zurückgehen, doch damit ebenso ein Neuanfang zu sein. Für den, der zurückbleibt, ist es ein Fortgehen des anderen. Aus den Augen, aus dem Sinn, für den, der flieht; aus den Augen, aber noch immer im Sinn, für den, der vermissen wird. Das Bild des anderen stoppt, bleibt stehen, seltsamerweise nicht einmal mit dessen letzten, vernichtenden Worten, sondern vielmehr in und mit dem, wie man ihn all die Jahre gesehen hatte. Eben das, woran man geglaubt, und worauf man gehofft hatte. Eine Entzauberung müsste einsetzen, mit den Jahren, aber sie will nicht so recht beginnen. Zu lange hat man sich nicht mehr gesehen. Und das müsste man, wenn auch aus der sicheren Distanz heraus. Es wäre nicht wichtig, ob man nun dessen Glück oder Unglück sehen würde. Beides könnte und würde man stumm mit einem Nicken quittieren – schließlich ist das Glück der Anderen schon immer abstoßend gewesen. Und mit dem Unglück, mit dem will wohl keiner etwas zu tun haben. Doch auch wenn man ihn sucht, in all den Jahren, man begegnet sich nicht. Tag um Tag nichts von genau jenem zu hören, der doch einst darüber gesprochen hatte, was noch alles vor den beiden liegen würde, müsste eigentlich Entzauberung genug sein – schließlich hat man sich dagegen entschieden, auch heute noch – doch auch das will nicht genügen. Und sie? Nun, nach der Beziehung ist nun einmal auch nur vor der Beziehung. Wer müsste sich da schon lösen, oder entzaubern? Und vor allem, wovon überhaupt?
2021/08/04