Gerade ich, der ich mich doch so oft einsam fühle, scheine in dieser Einsamkeit unendlich viel Raum für mich selbst zu benötigen. Aber vielleicht ist es kein Raum, sondern vielmehr Abstand zu jenen Menschen, die mir zwar alle viel zu nahe sind, aber doch niemand davon auf eben jene Art und Weise, wie ich mir sie einst gewünscht hätte. Als ich jung war, wollte ich schon allein deshalb nicht älter werden, weil ich den Widerwillen in mir trug jemals so viel Raum in der Welt zu beanspruchen, wie das die Erwachsenen um mich herum taten. Schlicht nicht verstanden habe ich die scheinbare Selbstverständlichkeit, vielleicht gar die Ignoranz, diese feisten, großen Körper durch und in die Welt hinein zu tragen. Ich glaube ich wäre schon damals am liebsten körperlos gewesen und wünsche mir noch heute, dass ich schmächtiger wäre, als ich es geworden bin. Und wenn ich vermuten müsste, so würde ich wohl sagen, dass in all dieser Einsamkeit der Unwille zu sein vermutlich nicht einmal vor meiner körperlichen Anwesenheit Halt macht. Auch wenn sie, wie mir heute scheint, von niemandem außer mir selbst als eine solche wahrgenommen wird. Ich bin, bei genauer Betrachtung, längst unsichtbar; und vermag doch nicht sagen, ob das nun Fluch oder Segen ist. Denn in alledem bin doch noch immer ich.
2021/06/07