Dass ich nie wusste, wo ich nun hingehöre – nicht einmal an einen konkreten Ort denkend, sondern schon allein an der Frage, ob nun Stadt oder Land, scheiternd – hat sich auch heute nicht geändert. Doch immerhin weiß ich nun, dass sie mir tatsächlich fehlt – die Stadt. Und das, obwohl ich doch eigentlich immer nur versucht hatte, möglichst schnell und spurlos durch die Menschen hindurch zu gelangen. Zu einem der wenigen Orte, an denen wir zwar vereinzelt aufeinandertreffen und doch die Stille überwiegt. Aber es ist eben auch wahr, dass ich kaum eine Nacht verbracht hatte, in der nicht eines meiner Fenster offengestanden hätte. Ich wollte sie hören, die vereinzelten Stadtgeräusche. Ich glaube, ich mochte den Kontrast, aus lautem, ständigem Geräusch am Tag; und der Stille in der Nacht.
Einzig in der Stadt kann ich ein Leben lang der Illusion hinterherjagen, dass man einander begegnen würde. Auf dem Land ist weder das eine, noch andere möglich. Nicht der Traum, und auch nicht das Tatsächliche. Vielleicht ist es, dass ich hier den immergleichen Gesichtern begegne, mit denen ich nichts, aber auch gar nichts gemein habe. In der Stadt erwarte ich nichts und störe mich nicht an all den Fremden, und ihrer Beliebigkeit. Ich glaube, weil dort insgeheim Hoffnung besteht.
Vielleicht bin ich heute doch mehr Stadtmensch, als ich mir das eingestehen wollte. Nicht immerzu, aber doch in jenen Monaten, in denen ich nicht alleine auf Reisen bin.
2021/08/01