Ausbrechen, etwas Neues, wenn auch im Grunde Altbekanntes, erneut wagen. Ich ziehe um; dorthin wo ich einst, gefühlt, mein halbes Leben verbrachte. Und wenn nicht in Zahlen, dann doch mindestens nach Erlebnissen, Gedanken und Träumen. Ich zweifle, habe fast Angst, dass wenn ich nun fort bin, etwas verpassen könnte. Begegnungen mit anderen habe ich dabei keineswegs vor Augen, gleich ob bekannte oder jene, die sich vielleicht hätten ergeben können, nein, ich habe Sorge meine einsamen Sommerspaziergänge nicht wiederholen zu können. Gleich dessen, dass sie zwar traurig-schön aber doch auch immerzu gleich waren. Es ist gut auszubrechen, sage ich mir. Ich reise also zurück in der Zeit, zumindest will ich das versuchen. Dorthin, wo ich mich noch vor wenigen Jahren, wenn nicht geborgen oder zuhause, doch ein wenig zugehörig fühlte. Sagen wir: Es war mir vertraut, und ich mich fühlte zwar verloren, aber eben in dieser Verlorenheit seltsam aufgehoben. Wie viele Tage und Abende bin ich dort wohl einsam unterwegs gewesen, habe mich still durch die Menschen bewegt, mich schon damals sehnsüchtig an ein Früher erinnert und mir einen um den anderen Sonnenuntergang angesehen. Hunderte müssen es gewesen sein. Es ist schon seltsam, dass ich zwar nirgendwo bestimmtes sein müsste und mich doch auch gleichermaßen nirgendwo zuhause fühle. Immerzu zwischen dem einen und anderen, hin- und hergerissen. Und es dabei doch einzig darum geht, wo ich glaube einsam sein zu müssen. Wenn ich könnte, dann an jedem Ort, der mir einst ans Herz gewachsen war gleichermaßen. Die Zeit, sie scheint selbst mir davonzurennen.
2021/07/05