Was also bleibt mir übrig, ich, der es nicht versteht ein Leben wie das der anderen zu führen, ich, der es weder versteht geliebt zu werden, noch selbst jemanden zu lieben, wenn nicht das uneingeschränkte Bekenntnis zur Einsamkeit?
2020/11/09
Was also bleibt mir übrig, ich, der es nicht versteht ein Leben wie das der anderen zu führen, ich, der es weder versteht geliebt zu werden, noch selbst jemanden zu lieben, wenn nicht das uneingeschränkte Bekenntnis zur Einsamkeit?
2020/11/09
It was still early as I woke up, and looked out into that dark, lonely night. I went into this darkness, and wandered all alone in silence. Then, rain began to fall, and only for minutes mist appeared while dawn set in, in an endlessly slumber manner. I was alone there, alone for years.
2020/11/09
Ein Wald, wie ich ihn trotz all meiner Reisen in meinem Leben weder jemals zuvor gesehen, noch gar selbst betreten habe. Mehr als ein Wald, ist es ein Aufeinandertreffen seltsam anmutender Gestalten und Schemen, scheinbar ohne jede erkennbare Anordnung, versprengt in alle Richtungen und Winkel. Sie alle haben nur eines gemein: dass sie nichts gemein haben. Ein jeder ist anders, keiner gleicht seinem nächsten Nachbarn. Wunden und Makel, Äste, die einer unsichtbaren Anweisung folgend nicht nur zum Himmel selbst, sondern auch in alle anderen Richtungen streben. Welche Kräfte, ob Sturm oder still im Verborgenen, haben zu einem solchen Wald geführt, den man zwar gebrochen nennen könnte und doch nichts ferner liegen würde? Denn er lebt, und wie er lebt. Ist es nun Magie, der Teufel, oder gar die Zeit und das Leben selbst gewesen? Perfektion kann doch einzig und allein …
Und jetzt frage ich mich, wie es sein kann, dass man so einsam ist, wo es doch so viele Menschen gibt, auf dieser Welt. Aber vielleicht ist ganz gleich, ob es nun viele oder wenige sind, weil man immer einsam war, und immer einsam sein wird.
2020/11/07
Gleich ob in einem jeden Aufbruch ein Zauber innewohnen mag – ich kann doch nicht umhin einen Aufbruch auch immer als einen Abschied anzusehen. Und so verspüre ich in meinem Inneren eine Einsamkeit, wie ich diesen Ort meiner letzten Tage schließlich verlasse. Für eine ungewisse Zeit beschleicht mich nun ein Verlustgefühl – ein wenig so, als hätte ich etwas hinter mir vergessen, dort versehentlich zurückgelassen. Ich grüble, gehe Stück für Stück alle Gegenstände durch, die ich mitführen müsste, bis ich mich schließlich frage, ob ich nicht selbst es bin, den ich da hinter mir vergessen habe.
2020/10/30
Wenn nach und nach aus meiner Seele mehr hinaus- statt hineinfließt, lebe ich dann nicht auch über meine Verhältnisse hinaus? Ist es nicht das, was Einsamkeit eigentlich bedeutet?
2020/10/20
Wie weit reicht Heimat eigentlich? Von jenem Ort, an dem ich mich einst zuhause glaubte, bis hin zur Kreisgrenze? Oder doch bis dorthin, wohin mich meine Kindheit zu tragen vermochte? Zumindest jener Teil meiner Kindheit, an den ich mich heute noch zu erinnern weiß. Und was ist mit all dem, das zwar in mir verborgen ist aber von dem ich nichts mehr weiß? Weil ich es vergessen musste, oder wollte. Vielleicht aber nehme ich sie auch mit, die Heimat. Jetzt, wo Du bei mir bist und wir keine Grenzen mehr kennen, wird doch die Welt in unserem Inneren mit jedem Tag ein wenig größer.
Von einem Dichter habe ich einmal gelesen, Heimat sei für ihn dort, wo ein Mensch begraben werden möchte. Schöne Worte, fand ich, doch konnte ich mir nichts weiter darunter vorstellen. Ich meine, was ist Heimat, wenn …
Am Abend tritt plötzlich ein großer Hirsch aus der Dämmerung hervor. Nur wenige Schritte neben meinem eigenen Platz für die Nacht lässt er sich schließlich nieder und ruft dann und wann in die Dunkelheit hinein. Ich bin sprachlos, fasziniert von Anmut und Schönheit. Schließlich lächle ich. Und ich stelle mir vor, dass diese rauen Laute Erkennungsrufe seien. Als würden sie, diese stolzen Geschöpfe, in die karge Weite hineinrufen, nur um die anderen darin wissen zu lassen, dass sie mitnichten allein darin sind – und damit alles andere als einsam. Und das ist, gleich ob es nun stimmt oder nicht, wunderschön. Wenn ich doch nur ebenso rufen könnte, wünsche ich mir.
2020/10/11
Wenn ich also nun, wie ich all die Menschen hier kommen und gehen sehe – ein jeder anders; doch in der Gesamtheit einer wie der andere – ein scheinbar endloses Gefühl der Langeweile, ja, vielleicht sogar der Enttäuschung verspüre, frage ich mich, wie ein Mensch sein müsste auf dass ich ihn als Einzelnen erkennen und wahrnehmen würde. Vielleicht eben jener ältere Herr, mit dem ich einst im Frühjahr über Wien eine Parkbank teilte. Eine Lichtung im knorrigen Winterwald, erstes Sonnenlicht in der Februarkälte. Er setzte sich, ruhte sich aus und ich verließ meine Träumereien, nicht aber ihn. Wir sprachen vom Schnee, und dem Frühling. Er fehlt mir, dieser Fremde, der mir näher war als jeder Freund, den ich nicht hatte.
2020/10/10